Warum sehe ich nachts Alles doppelt so hell? Warum ist in der Nacht Das Harte zweimal so hart? Das Zarte dreimal so zart? Die Augenblicke des Tages Kehren nachts zurück Ich schließe meine Augen Sehe wieder jeden einzelnen Blick Schlaf, komm bitte, komm schnell. Che Chidi Chukwumerije Das Jahrzehnt der Deutschen Dichtung![]()
2022
SILVESTER 2022
Ich danke von Herzen Euch allen
Die Ihr mit mir Euere Wahrheit geteilt habt
Die nachdenklich stimmenden, die schmerzvollen
Die glücklich machenden. Es hat geklappt:
Das Jahr hat aus mir lang Ersehntes gemacht:
Aus Jahrhundertschlaf bin ich aufgewacht
Und gehe rüber ins Neue Ja heute Nacht.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
OHNE BERÜHRUNG
Ich küsste Dich
Es war nicht intim genug
Ich berührte Dich
Es war nicht intim genug
Ich durchdrang Dich
Es war nicht intim genug
Ferner denn je standen wir uns gegenüber
Wunderten uns darüber
Wieso ging es so schnell vorüber?
Bis kam die Möglichkeit, in Arbeit und Spiel
Zusammen zu streben nach höherem Ziel
Dann einigten wir uns im Wissen
Und Tun
Aus Dienen, Aufbau und Gewissen
Und nun
Siehe da:
Tiefer, intimer waren wir noch nie
Mit einander verbunden
Ohne Berührung habe ich so noch nie
Verschmelzung empfunden
Achtung, Ergänzung, Harmonie
Treffen sich am Innenort früherer Wunden.
Jetzt bist Du mir so nah.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WESEN UND WIR
Die Wesen, sie wohnen im Wald und Flur
Seit lange bevor die Menschen kamen;
Und Wald, Flur, Natur existiert alles nur,
Weil sie von den Wesen ihre Formen bekamen.
Sei es eine Pflanze oder sei es ein Gedanke,
Überall auf Erden wo es entsteht ein Samen,
Pflegen ihn die Wesen, erwarten kein Danke,
Denn sie tun es heimlich in Gottes Namen.
Unsichtbar und unwirklich sind nicht das Gleiche.
Die Wesen beweisen es allen einsamen
Spaziergängern inmitten im Naturreiche,
Denen sie spürbar immer nahekamen.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ICH TRAGE DIE ZUKUNFT
Ich trage die Zukunft mit mir herum
Wie ein Flugreisender Übergepäck
Und muß viel dafür bezahlen
Aber ich weiß nicht, zu welchem Zweck.
Ich bin die Vergangenheit
Als Gegenwart getarnt, Hauptsache Black
Und zahle langsam die Zukunft ab
Aber ich rühre mich nicht vom Fleck.
Das Leichte tanzt auf der Oberfläche
Das Schwere spielt mit Euch Versteck
Bis Ihr mich endlich verstanden habt
Bin ich schon längst weg.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
FÜHREN UND FOLGEN
Ich bin nervös sagte sie
Die Nervosität, flüsterte er, ist eine
Charaktereigenschaft der Magie,
und führte sie wieder an ihrer Leine.
Ich möchte keinen Fehler machen
sagte sie zögernd, zitternd, zaghaft
Fehler, sagte er mit einem Lachen,
sind ein Beweis der Leidenschaft
Und sie nahm seine Hand wie eine Leine
zog ihn fest zu sich mit einem Lachen
Und er wurde nervös und spürte seine
Angst, einen Fehler zu machen.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
SCHWARZE PRIVILEGIEN
Du kannst nicht Schwarz sein und weiße Privilegien genießen Du kannst es probieren aber in der Tatsache, daß Du es probierst hast Du es schon bewiesen. Schwarz sein verpflichtet im Weich- und im Hartsein Du kannst nicht weiße Privilegien genießen und Schwarz sein. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
SCHNELL
Kaum bewegen sich meine Gedanken
In unserem Lieblingsspiel
Da kommst Du schon
Sehr schnell
Poesie.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DIE BESTEN GESCHENKE
Heiligabend. War er bereits –
mit Geschenken mehr oder weniger beladen –
bei Euch gewesen?
Nicht vergessen, zieht hoch die Rolladen…
Schaut hinter die Fassaden:
Die besten Geschenke
kommen, reich beladen, von Herzen
und lindern den Mitmenschen
ihre Trauer, ihre Einsamkeit und ihre Schmerzen…
Brennen heller als alle Adventskerzen.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WIR KENNEN UNS
Die Nähe war nimmer so fremd
Wie Zuhause
Das Fremde war nimmer so vertraut
Wie in der Weite
Weite Welt, wo
Aus jedem Augenpaar heraus
Das bekannte Gefühl mir gestand,
Wir kennen uns besser und inniger
Als die Distanz zwischen uns je
Vermuten ließe
Im Guten, im Schlechten, im Fremden.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung