Du wohnst und webst in mir wie ein zweites Herz Die Jahre werden alt, Du nicht Die Tage kommen und gehen, Du nicht Die Nächte werden kalt, Du nicht Ich habe Angst vor Ehen, Du nicht Du schlägst und lebst in mir wie ein zweites Herz. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
deutsch
ALLTAG
Du wandelst jenseits der Poesie Und bist tiefer, noch tiefer als sie Unbeeindruckt durch Philosophie Das Dichten macht mich innerlich zart Ich dachte, ich bräuchte die Gleichart Doch nein, ich brauche Deine Gegen-Wart Einfache Dinge, Dich, die zwei Kinder Die tägliche Routine, Ruhe, nichts minder Wenn Liebe blind macht, bin ich blinder Du bleibst die Eine, die ich wirklich mag Wirklich liebe, stehender Hochzeitsantrag In Deiner Nähe finde ich meinen All-Tag. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
IHRE KUNST IST LIEBE
Jenseits von Poesie traf ich sie Kein Gedicht so klar wie ihr Gesicht Neben dem Fluss fasste sie Fuß Zog mich heraus zu sich nach Haus Sie schrieb keine Lyrik und war nie schwierig Ein Blick versiegelte unser Geschick Ihre Poesie ist Treue Ich bereue daß es so lang brauchte bis ich ihr Schweigen durchschaute. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DIE SELBEN
Menschen wie die Natur
mit ihren Jahreszeiten
ändern sich
Der selber Mensch morgen ist ein anderer
Weil er derselbe ist.
Auf Sommer folgt nimmer nochmals Sommer
Sondern der schöne bunte kühle Herbst.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
SONDERBARE BILDER
Meine Bilder reichen mir nicht mehr Andere müssen her Aber woher? Ich spüre Dinge, ich sehe sie nicht Ich finde keine Worte, nenn mich Gedicht Die Gesellschaft schreibt mich täglich nieder Ich bin ihr Geheimnis fremd veröffentlicht Sie findet sich und wundert sich in mir wieder. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ERLEBEN UND VERGESSEN
Kannst Du Dich daran erinnern als wir einmal vor langer langer Zeit in Salzburg zu Besuch waren? (Schweigen) Wir haben besucht… oder wollten besuchen ein klassisches Konzert… Oder habe ich mir das alles nur geträumt? Ich kann mich nicht daran erinnern Ich wollte irgendwo finden wo ich An der schönen blauen Donau live gespielt hören konnte… Es kommt mir jetzt wie ein Traum vor… (Schweigen) Wie kann man so viel erleben und so viel vergessen?… Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
PLATZ FÜR UNS
Er auf seinem E-Rollstuhl Sie mit ihrem Rollator Sie wollte einsteigen Er wollte wenden und rausfahren Kein Platz für beides, für beide. Sie fangen an, zu streiten Sie findet eine Ecke, er Platz Der Fahrer legt die Rampe an Er fährt aus der Straßenbahn raus Sie setzt sich, in sich versunken Neben mir sitzt ebenfalls eine Alte Sie beobachtet alles wortlos, steigt mühsam an der nächsten Haltestelle aus Wir werden älter, die Welt jünger Wir werden langsamer, die Welt schneller Und wir werden ungeduldiger miteinander Anstatt geduldiger. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ICH SAH MICH ZWEIMAL
Ich lief im Dunkeln, im Dämmern und sah mich zweimal Einmal auf, einmal neben der Straße ohne Erinnerung Dann lief ein Mann auf mich zu lächelte und führte mich zurück zu seinem Cajon wo es auf der Schwelle heller war Er fing an, spielend ein Lied weiter zu singen Ich blieb zweimal stehen Einmal auf der Brücke Einmal neben der Brücke Ich hörte, genoss und verinnerlichte seine Musik Dann bin ich aufgewacht aus dem Traum Das Lied spielte weiter in meinem Kopf als wäre es meins und ich frage mich, Habe ich dieses Lied jetzt komponiert oder nicht? Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
JEMANDEN ZU VERSTEHEN
Es ist schwer jemanden zu verstehen der mit Worten schweigt und mit Schweigen redet Ich engagiere mich in der Politik Auch wenn ich weiß, daß die Politik die Menschheit nicht retten wird. Ich zeige meinen Kindern den Weg Auch wenn ich weiß, daß sie ihren eigenen Weg gehen werden. Ich arbeite für Geld, auch wenn ich weiß, daß Geld mich nicht glücklich machen kann. Ich folge Regeln und Gesetzen, auch wenn ich weiß, daß sie dem Menschengeist nicht wirklich entsprechen. Und wenn ich mit Dir schweige oder rede und Du denkst, daß ich schweige oder rede dann fühle ich mich noch einsamer als je zuvor auch wenn ich weiter rede oder lächele oder schweige. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DAS GEWICHT DES KLIMAS
Klima als Gedicht Reimt es sich? Klima als Pflicht Erklärt es sich von selbst? Stell Dir vor, die Natur bittet Dich um Hilfe und Du hörst es nicht denn daß die Natur sich heilt ist für Dich selbstverständlich aber was ist, wenn die Krankheit wir selber sind? Denn eines Tages wird sich die Natur sicher heilen. Klima als Endgericht. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung