Wo bin ich?
Ich versuche, mich zu sammeln
Aber ich finde mich nicht.
Wo bin ich?
Als wäre ich auf Reise gegangen
Warte ich in mir gefangen
In meinem Verlangen.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Wo bin ich?
Ich versuche, mich zu sammeln
Aber ich finde mich nicht.
Wo bin ich?
Als wäre ich auf Reise gegangen
Warte ich in mir gefangen
In meinem Verlangen.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Schreibt Protokoll Geht einkaufen Schiebt Überstunden Hält das Büro am Laufen Geht Kompromisse ein (F)Akten balancierend Deadlines frühzeitig haltend Schlüsse akzeptierend Schaut immer wieder auf das Handy Steht plötzlich auf Ich muss jetzt zu meinen Kindern Ich mache den Rest von Zuhaus Kurz nach Mitternacht Nochmal eine letzte Mail Sitzt morgen wieder lachend im Büro Mit müden Augen parallel. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
So oft stehen zwei Menschen gegenüber von einander und zwischen ihnen liegen Welten von Nationen, Kulturen, Religionen, Ansichten wie Filter in ihren Augen während sie Hallo Guten Tag Wie geht‘s sagen und stundenlang, tagelang, wochenlang, monatelang, jahrelang, ja, sogar jahrzehntelang… mit und neben einander arbeiten… mit Filtern in ihren Augen, in ihren Herzen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Ich sah leere Büroräume zum Vermieten freigegeben. Ich fragte mich, welche Träume dorthin einzuziehen streben. Wird die Wirtschaft mitspielen? Droht Rezession? Inflation? Wird der Markt ihren Zielen eine Chance geben zur Realisation? Jahre der Schule und Ausbildung liegen hinter den einen. Hinter andren Jahre der Hoffnung, Arbeitslosigkeit, Weinen. Ich sah leere Büroräume und hörte mein Herz ein Gebet aufbringen für die guten dorthin bald einziehenden Träume: Gutes Gelingen! Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Auf die Schnelle hole ich mir ein Stück Langsamkeit aus der Mittagspause heraus - Eine Stunde ausgedehnt durch Insichgehen. Ein verinnerlichter Moment in der Ferne ist wie eine Ewigkeit Zuhaus. Aus dem Fenster schauend betrachte ich das Vollenden des Waldes Belaubung in seiner Unaufhaltsamkeit. Lang lebe das Wachsen Lang lebe das Reifen Lang lebe die Langsamkeit. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Der Tag ist irgendwie schwer Schon lange marschieren die Arbeiter Sie kommen von überall her Untereinander gespaltene Mitstreiter Jede/r dem anderen Peer weder Leiter noch Begleiter - langsam begreifend immer mehr: Nur durch Einigkeit kommen wir weiter. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Wenn es etwas in mir wär,
das latent und schlummernd ist
und mein Verstand es vergisst…
Etwas, was komplett anders ist,
als das, was ich alles sonst bin,
und bestünde fast aus anderem Sinn
Eine verborgene Macht in mir drin
darauf wartend, geweckt zu sein,
flüsternd „Ich bin Dein, Du bist mein
ergänzendes Teil – Wir sind nicht allein.“
Wenn diese in mir wohnende andere Art
Form nehme würde, wäre sie zart,
zärtlich stark, weich, denn ich bin hart.
Es hätte Deine Art, das Gegenteil von mir –
Sähe aus und wäre wie Du ungefähr.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Hinter jedem Betrieb
Unsichtbarer Antrieb
Unsichtbar sich zerrieb
Von ihm nichts verblieb…
zum Empfangen der Dankbarkeit…
zum Festhalten seiner harten Arbeit…
außer seiner Unsichtbarkeit.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Eigentlich wollte er Flugzeuge fliegen
stramm verpackt im geflügelten Anzug
gegen die Schwerkraft null wiegen
Doch er sitzt am Main heute
spielt Gitarre, die Leute bleiben stehen
schenken ihm Münzen und Freude
Eigentlich wollte ich in den Wald gehen
ein Baum unter Brüderbäumen
die mir lauschen und mich verstehen
Doch meine Beine lenkten mich zum Fluss
und ich stand mit den anderen Zuhörern
und schwelgte im Genuss.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Du baust und baust
und vertraust, daß andere
Hände weiterbauen werden nach
Deinem Ende, denn fertig wirst Du nicht.
Du baust und baust
und vertraust, obwohl keiner
in Sicht ist, egal wie lang
egal wie weit Du schaust.
Die Kante des Geschehens bricht ab
wie Kekse, verkrümelt jeden Sonnenaufgang
mit unrealistischen Möglichkeiten, zu klein
zum Greifen und ohne Gewicht.
Doch. Du baust und baust, denn
Bauen an sich ist bereits eine fertige Kunst
und Leben ist ewiglich die eine Baukunst
die Deinen Horizont behaust.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung