Wüsstest Du, daß wir Magier sind? Jeden Augenblick zaubern wir Neues hervor: Die Zukunft. Und das können wir bis in alle Ewigkeit tun In Neuland hinein reisen, findend jeden Augenblick eine neue Ankunft Jeder Augenblick eine neue Herkunft Über Deinen Weg gibt allein Deine Sehnsucht wahre Auskunft. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
EINE GESELLSCHAFT
Die Gesellschaft besteht aus allen Farben,
Allen Neigungen, allen Fragen,
Aus allen Wunden und allen Narben,
Aus Behagen und Unbehagen.
Die Mischung macht die Magie.
Hier wo einst Krieg wütete
Hier wo Grenzen überschritten wurden
Hier wo die Geschichte uns überschüttete
Mit dem widersprüchlichsten Absurden –
Hier brauchen wir demokratische Energie.
Menschlichkeit, Güte, Toleranz,
Solidarität, Fremdenfreundlichkeit, Akzeptanz.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
NICHT GANZ
Ich sterbe Tag für Tag Und sterbe nicht Ich lebe Tag für Tag Und lebe nicht Ich werde Tag für Tag Und werde nicht Ich erwache und erwache Und erwache nicht ganz Eure nächste Nähe Fühlt sich an wie Distanz Ich erwache und erwache Und erwache nicht ganz. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DIE SONNE STOLPERTE
Die Sonne stolperte heute Abend über weißlila Wolken schmierte sie weichorange beim Runterfallen fing sich dann im letzten Moment noch drehte sich um und schickte einen langen langsamen Gruß an alle, die gerne zurück grüßen dann versenkte er sich ins Horizont. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WESENTLICH MÖGLICH
Mach einmal täglich das Unmögliche möglich; Der Tag nimmt es mit und kehrt nie wieder zurück. Mach kleine Dinge groß und große Dinge klein, Finde in Deinem täglichen Kampf Dein Glück; Löse Deines Geistes Rätsel, Stück für Stück. Nimm Deinen Platz in der Mitte ein, Nicht an der Oberfläche, nicht am Rand - In der Mitte des Wesentlichen, meine ich. Das Wesentliche sei innerlich Dein Land, Tiefer als Gesellschaft, Genen und Sand. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DIE GESCHICHTE DES RIESELNDEN BACHS
Die Nacht erzählt mir eine Geschichte die ich nicht verstehe dennoch höre ich gebannt verträumt zu es ist eine gute Nachtgeschichte über einen rieselnden Bach der lief und lief und murmelte und gurgelte und beim Zuhören fließe ich mit und schlafe langsam ein. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
LIEBE IST FAMILIE
Familie Schwer zu fassen Bindungen, die umfassen Unausgesprochen doch laut Geht tief unter die Haut Blut ist dick, doch Liebe ist dicker Liebe ist Familie. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ERFÜLLUNG DAUERT
Wir waren eins lange bevor wir uns trafen Und waren einst lange bevor wir uns kannten sich gegenseitig ergänzende Teile Wir blieben zwei lange nachdem wir uns trafen Denn Einswerdung ist jenseits des Anfangs sehr schmerzvoll und dauert eine Weile. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
GRENZÜBERFAHRT
Sie führte Selbstgespräche in der Sbahn, dachte ich mir zuerst Merkte dann, nein, sie redet mit der Sbahn selbst und meint es ernst Mit den Fenstern, mit dem Sitzpolster, mit unsichtbaren Gästen die im Gang stehen Dann spürte sie meine Augen, wurde still und schaute weg beim Vorbeigehen. Ich wollte mich nicht umdrehen falls sie sich umdreht, um sie nicht zu kränken Aber ich schaffte es nicht mehr, mein Sinnen auf andere Gedanken zu lenken. Wann verschiebt, wo befindet, sich die Grenze einer Realität? Ist es Schmerz, Erinnerung oder Veranlagung Neugier, Trauma oder Genialität? Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WO ICH STEHE
Die Gesellschaft Hat keinen Platz für mich So wie sie ist Ich muss sie erweitern Bis sie das umfasst Wo ich stehe Wo mein Platz ist Ist hier wo ich bin Verstanden oder nicht Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung