BESINNE DICH DES WESENTLICHEN

Und schon ist die Zeit vorüber
die mir geschenkt wurde -
die Zeit eines Tages. Worüber
ärgerte ich mich? Absurde
Dinge, gar nicht nennenswert.
Jetzt ist der Moment zu reflektieren -
Was hat mich der Tag gelehrt?
Lerne, Bruder, besser zu priorisieren.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DER DRANG

Wenn ich morgens aufstehe
ist alles, was ich will, der Drang -
der Drang zum MACHEN. Wehe,
wenn der fehlt. Schwanengesang.

Nicht Geld, nicht Frau,
nicht Kinder, nicht Spaß, nicht Arbeit,
nicht mal Lebensziel ungenau -
Allein „Drang“ ist Lebendigkeit.

Drang, frag mich nicht wonach
Der Drang überlässt mir die Wahl -
Er erfüllt und belebt mich einfach,
göttliche Mahlzeit, Rätsel, Gral.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

WORTE IN DER LUFT

Ich ringe nach Worten
Wie ein Sterbender nach Luft schnappt
Sie halten mich am Leben.

Wieso höre ich keine Stimmen
heute Nacht? Ich möchte reden
über Teilnahme und Teilhabe
Über Beteiligung

Darüber, daß alles Andersartige
es immer noch schwer hat
und manchmal ist es sogar unmöglich,
Zugang zu finden zu der Ebene
wo Worte die Luft ist, die wir atmen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung 

BEFRIEDIGT

Wenn Du zu viele Nächte geantwortet hast
Wie sollst Du den Tag noch fragen?

Wenn Du zu viele Innenleben bekommen hast
Wie sollst Du das Äußere noch jagen?

Wenn Du zu viel Wahrheit erlebt hast
Wie sollst Du Geschichten noch verehren?

Wenn Du zu viele Herzen gegessen hast
Wie sollst Du Körper noch verzehren?

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

BUND DER VIELFALT

Ich kann nicht mehr
Und genau hier
Setzt Du an, ab hier
Fängst Du an, woher
Du diese Kraft hast
Ist mir unbekannt.

Vermutlich ist das der Grund
Warum Menschen unterschiedlich sind:
Damit wir durch Menschenbund
Uns gegenseitig lindern, wo wir wund sind
Und zusammen das erreichen
Was dem Einzelnen droht zu entweichen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung