FLUCHTBEGLEITER

Ich kann Dir Deine Bürde nicht nehmen
Jeder muss mal einen Fluchtweg wandern
Keiner von uns sollte sich deshalb schämen
Vor sich selbst oder über den andern
Das würde uns als Menschen lähmen

Ich möchte unser Menschentum mit Dir teilen
Auf daß wir uns gegenseitig begleiten
Auf der Flucht vor Unmenschlichkeit in Menschlichkeit weilen
Den Verstand beruhigen, das Herz ausweiten
Die Wunde - Misstrauen - wieder heilen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

WIR VERGESSEN UNS SELBST

Menschen vergessen oft,
daß es Menschen sind, mit denen sie reden -
Fremde ist nur ein anderes Wort für Menschen.

Menschen vergessen oft,
in ihrer Sehnsucht & ihrem Streben nach Eden,
worum es geht: nicht um Regeln, sondern um Menschen.

Politik, Kultur, Systeme sind nicht so wichtig
wie lebendige Menschengeister, einen jeden -
das vergessen oft Menschen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

IRGENDWO DAZWISCHEN

Irgendwo
Zwischen Hetzen und Verletzen
Zwischen Schwätzen und Petzen
Irgendwo
Zwischen Hassen, Lassen und Verlassen
Zwischen Rassen und Klassen
Zwischen Land- und Menschenmassen
Irgendwo
Zwischen Artfremden und Ortsfremden
Zwischen Wild-, Welt- und Realitätsfremden
Zwischen fremden Freunden und freundlichen Fremden
Irgendwo
Zwischen Bündnissen und Hemmnissen
Zwischen Halbwissen und Missverständnissen
Irgendwo dazwischen
Zwischen dem Fiktiven und dem Faktischen
Muss es einen Ort geben, den wollen wir uns gönnen,
Wo wir als EINE Gesellschaft leben können.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

IN MEINER WELT GEWINNT IMMER DAS GUTE

In meiner Welt gewinnt immer das Gute
Gerechtigkeit Selbst ist mir innigst zumute
In meinem Geiste, in meinem Blute

Bis die Wahrheit endgiltig gewonnen hat
Habe ich keine Ruhe, wende ich kein neues Blatt
Eine Lüge als Angriff ist das tiefste Attentat

Ich lief einmal weg und fühlte mich beschissen
Ich zögere nie mehr, hin und her gerissen,
Denn nichts ist feiner als das Gewissen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

WIR HINTERLASSEN IMMER SPUREN

Ich sitze hier jetzt seit einer Weile
und versuche mein Herz zu verstehen
Es malt viele Bilder, langsam, ohne Eile
und dennoch mehr als ich je gesehen
aber heute ist nichts besonderes geschehen

Ich sprach wie immer mit etlichen Fremden
und sah dabei in unzählige Augen
in Blicken gefangen wie Körper in Hemden
die schützen wollen doch nur dazu taugen
gegenseitig zu suchen, zu flehen, zu saugen.

Und lang nach dem ich wieder alleine bin
lebt noch ein Teil von jedem in mir -
Begegnungen tief sind des Lebens Sinn
Ob kurz oder lang ich öffne mich DIR
Jedes Ich ist ein Teil von unserem großen Wir.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

ABER GENAU DANN

Was nutzt es,
gut zu sein,
wenn gut zu sein
ausgenutzt wird?

Was nutzt es,
Menschen in Deinen Schmerz
hinein zu lassen, in deren Herz
Du keinen Platz hast?

Aber genau dann, als Du
kurz davor bist, zu verhärten,
kreuzen Deinen Pfad andere Gefährten
die Dich an die Menschen wieder glauben lassen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

BLAU ALS WÄRE

Gibt es einen Ort -
und da würde ich hin, sofort -
blau als wäre der Himmel ein Kleid
gefertigt aus Freude, gewaschen aus Leid,
an- und ausziehbar wie aus Seelentiefen
ein Lächeln, das suchende Augen riefen,
fern und fließend im Wind wie ein Traum,
ruhig und festsitzend wie ein uralter Baum,
eng anliegend wie ein verbindendes Eid,
ein unendlicher blauer blauer Raum…
fast eine Erinnerung, in der wir schliefen…
Gibt es irgendwo diesen Ort?
Da würde ich hin, und sofort.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung 

DURCH MUT ZUR MENSCHLICHKEIT

Wie wird aus Mehreren Einer?
Ist das schwer?
Wie wird aus Mehreren Keiner?
Ist das nicht schwerer?

Wie kann eine Gesellschaft so blind sein
daß sie ihre eigene Vielfalt missversteht?
Mutige Menschen, es kann nicht sein,
daß Ihr schweigsam bei Seite steht

während Mitmenschen-Verneiner
spalten uns durch Fremdenfeindlichkeit. -
Wie wird aus Mehreren Einer?
Durch Mut zur Menschlichkeit.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DIE KLEINEN TIEFEN DINGE

Es sind die normalen
die kleinen
die gewöhnlichen Dinge
die das Außergewöhnliche bewirken

Ein Lächeln schiebt eine Leiter ins Loch
mit der ein Verlorene heraus klettern kann..
Ein Moment des Zuhörens, der Anteilnahme
Ist auch eine stärkende Aussage: Bleibe dran!
Bleibe dran bei Deinem ehrlichen Versuch
Sinn zu machen aus Deinem verwirrten Lebensplan.

Wo Kleines sich traut, wird Großes mitwirken.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DER MENSCH IN MIR

Es kommt der Moment
Du sagst Dir
Und Du sagst es Dir vehement
Ein Mensch lebt hier!
In mir.

Diese Zukunft, von der alle reden
Ein Stück davon wohnt in mir
Ohne mich keinen Eden
Der fehlende Teil steckt hier
In mir.

Ich wehre mich gegen Unrecht
Gegen Ausschluss aus dem „wir“
Und es gibt mir Recht
Der Mensch hier
In mir!

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung