🇩🇪Eine Leinwand Eine werktätige Hand Ein buntes Land Ein geistiges Band Ein menschlicher Rand Ein Mittelstand Ein Zukunftspfand Ein Herzbrand Ein Deutschland. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
des Arbeitslebens
HELL ABER SCHNELL
Wenn Du wüsstest wie viele Leben Du in diesem einem Leben lebst… Wenn Du wüsstest an wie vielen Webstühlen Du gleichzeitig webst… Wenn Du wüsstest an wie vielen unvollendeten Geschichten Du klebst… Wäre Dir jeder Tag, jede Minute, jeder Moment wie eine helle Kerze, die schnell niederbrennt. Glücklich ist, wer die Ernst der Lage erkennt und erfüllt in seinem jeden Element oder Talent bevor der Tod ihn von der Erde trennt. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
ABRUTSCHEN
Hatte jeder obdachlose Mensch früher mal ein Dach über dem Kopf? Ging in den Kindergarten, zur Schule, kannte Familie, Wärme, Mamas Topf? Spielte mit anderen Kindern sorgenfrei, träumte vom tollen Erwachsenenleben? Stellte sich dann stolz und zuversichtlich deren Herausforderungen und Streben? Was, wann, wo, warum lief es schief? Mein bester Freund, Deine Schwester gar. Ein Vater, Nachbarn, die alte Klassenlehrerin. Eine tiefe Bindung macht aus uns allen eine Schar. Dieses Verbindende ist unsere Vulnerabilität - Sie verpflichtet uns zur wachen Mitmenschlichkeit, Denn keiner ist ganz sicher vor dem Abrutschen über den Rand und in die Obdachlosigkeit. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
SCHUTZENGEL
Wenn Du ahnungslos, freundschaftlich, mitten unter Feinden gehst, naiv und ungeschützt da stehst… denn für Dich ist es selbstverständlich: Hier sind sie alle Mensch und menschlich… Welche Engel beschützten uns ungesehen? Wir merken das Wunder nicht; trotz Dunkel scheinet das Licht. Der Verstand kann es nicht verstehen, Du überlebst und Dir ist nichts geschehen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG
Gewinnen ist verlieren. Wieviel musste ich gewinnen, um zu begreifen, wieviel ich dabei verloren habe? Verlieren ist gewinnen. Wieviel musste ich verlieren, um zu sehen, wieviel ich dadurch gewonnen habe? Ich bin umgeben von Menschen, die gegen mich und gegen alle gewinnen wollen. Für diesen Sieg werden sie, wie einst ich, alles geben und verlieren, was sie hüten sollen. Erst darnach, zu spät, werden sie verstehen, daß es doch nicht so schlimm ist, zu verlieren, um dabei richtig zu stehen, aufrecht zu gehen den Tugenden nach, die nach Oben führen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
EIN DICHTER IST IMMER ALLEIN
Ein Dichter ist immer allein denn seine Treue und seine Liebe gelten nur seinem Dichtersein, keinem Menschen, keinem Triebe. Das spüren die Menschen fein ohne es einordnen zu können: Meiner wird er nie wirklich sein - Seine Freiheit muss ich ihm gönnen. Doch des Freiseins Preis ist Alleinsein; Verbindungen kommen und gehen - Die wahre Bindung, hell, echt und rein, können die Wenigsten verstehen. Sie bleibt im Inneren bestehen, genährt durch die Einsamkeit - Die Fähigkeit, ins Herz zu sehen und fangen unsre tiefe Gemeinsamkeit. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
FREMDBLICKE
Die Augen der Welt sie saugen Dein Selbstvertrauen - Fremdblicke in Fremdenblicken der Nacktheit. Mit Fremdschauen kommt Fremdschämen des Selbsts; stets nachschauend, ob sie zuschauen, Du gibst denen zu viel Macht über Dich, die Dir Deine Freiheit sehend verbauen - sie strafen Dich mit Blicken, die Streife fahren wie Polizisten plötzlich aus den Blauen heraus, Dich im Scheinwerfergericht ihrer Augen fangend, sie werfen den Schein auf und klauen Dir - wenn Du es zulässt - Deine Einsicht, Deine Zuversicht, ja, Dein Selbstvertrauen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
EMPFINDE DIE ERBSE
Übe und lerne unruhig zu liegen auf weichen sanften bequemen Betten wie die Prinzessin auf der Erbse - Deine Empfindung wird Dich retten im Dunkel ohne Stab, ohne Leiter, ohne Kerze wird ein Hauch des Falschen Tonnen wiegen auf Deinem Gemüt. Du wirst es spüren, eine feine Empfindung ohne große Erklärung - Schichten von Geschichten ersticken sie nicht - Wenn etwas nicht stimmt, fühlst Du die Störung. Und das Empfundene, ob Gericht oder Gedicht, spürt stets die Worte auf, die dorthin führen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
EIN HERZ VOLLER EMPFINDUNGEN
Ein Tag fängt mit einem Herz voller Empfindungen an Denn der Geist ist eine Sonne, die Regenbögen in der Seele aufwirft - Das ist seine Art, guten Morgen zu sagen, die Welt mit neuen Träumen zu grüßen und mit neuem Drang anzufeuern. Die Kunst Der Kampf Die Herausforderung ist nicht das Bewältigen des Äußeren sondern das Beibehalten des Inneren während Du täglich reist durch den tausendfach verzweigten Tag und an Deinem Inneren speist, denn nicht die Sonne erhellt den düsteren Tag sondern der Geist. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DEMUT UND BESCHEIDENHEIT
Es gibt Momente, in denen wir uns besser dünken als wir sind, vielleicht weil wir es auch tatsächlich sind, aber dann befinden wir uns unter jenen, deren Zeit es ist zu führen, egal ob sie richtig, falsch oder ver-führen; wir sind gefangen in ihren Plänen, denn wir müssen alles erleben - Führung und Unterdrückung durchleben - und reifen durch unsere Tränen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
