Jeden Tag steigt Houdini
in den Wassertank ein
und muß sich befreien, bevor er stirbt.
Eines Tages
drehte er die Reihenfolge um und
starb zuerst
– und wurde befreit.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Jeden Tag steigt Houdini
in den Wassertank ein
und muß sich befreien, bevor er stirbt.
Eines Tages
drehte er die Reihenfolge um und
starb zuerst
– und wurde befreit.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Die Vorhänge zwischen den Emotionen
fallen wie gefaltete Farben, wenn sie zögernd
ihre gebrochene Farbtonleiter sich herunter tasten,
die eine Farbe suchend, die nicht existiert.
Es gibt zu viele Zwischenlieder –
Mitglieder der menschlichen Familie –
Wo höre ich auf? Wo beginnst Du?
Unser Vielfalt, wie ein Überraschungsei,
zaubert tägliche neue Farben ans Licht.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Der Weg ist zerknittert
Wie ein Blatt Papier, auf dem
Die Richtung einst gezeichnet stand –
Ungefähr.
Dennoch
Immer noch
Lesbar.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Fahrräder ohne Fahrradwege
Schulkinder ohne Schulwege
Kinder ohne Hortplätze
Ortsschulen ohne Plätze
für Erstklässler und Fünftklässler
aus dem Ort –
Wir wachsen und wachsen und wachsen
und schrumpfen und schrumpfen und schrumpfen.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Wie tief ist das Loch
in dem wir seit der Geburt fallen?
Und fallen und fallen
und fallen und fallen –
Zwischen dessen grauen Wänden
unsere Träume hallen und nachhallen?
Die Echoes, wenn sie uns erreichen,
siehe, die sind scharfe Krallen!
Und wir fallen und fallen
und fallen und fallen
Bis zum Moment, an dem
wir gegen die Erkenntnis prallen,
daß wir die ganze Zeit Flügel hatten…
kurz bevor wir auf den Boden knallen!!
Oder nicht.
Spannt Eure Schwingen, hebt ab –
Adler. Tauben. Raben. Rallen.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Der Winter taut sporadisch
wie ein verrückter Mann im Selbstgespräch mit seinen Träumen
Und weiß nicht, ob vor oder zurück –
Opportunistisch hockt der Frühling
im Hintergrund und wartet …
Atemzug um Atemzug wartet er
auf seine Gelegenheit, zu zu schlagen
Hin und her taumelt die Welt
zwischen Kampf und Versöhnung
zwischen Akzeptanz und Ablehnung
Zwischen Verzweiflung und Hoffnung.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Habt Ihr es gemerkt?
Das Dunkel weckt das Licht
zur Gegenwehr.
Das Böse entlockt dem Guten den Schrei:
Wir sind mehr. Immer mehr.
Rassismus verwandelt seine Opfer
in ein unbesiegbares Heer.
Habt Ihr es gemerkt?
Unsere Feinde haben uns gestärkt.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Schüsse so laut!
Sie gehen der Stadt
unter die Haut!
Mitbürger,
uns vertraut…
Uns von einem Rassisten
in der Nacht geklaut.
Schaut! Schaut! Schaut!
Immer noch keine Polizisten –
Es hat sich leider gestaut
an all ihren Leitungen.
Uns einfachen Zivilisten graut
es davor. Doch rassistische
Strukturen gehören endlich abgebaut!
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Der Rassismus ist ein blinder Fleck.
Die rassistischsten merken es nicht
oder wollen es nicht merken;
In ihren Schwächen
preisen sie sich ihre Stärken;
Doch erkennen werdet Ihr sie
an ihren Werken:
Fremden weh tun ist versteckt ihr Daseinszweck.
Und das sind die Besten.
Was mag denn stecken in den Resten?
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Irgendwann habe ich keine Worte mehr
um über den Tod der Sprache zu singen;
Irgendwann macht es keinen Sinn mehr,
dem Fehlen von Sinn Aufmerksamkeit zu bringen;
Irgendwann gibt es keine Sehnsucht mehr,
und keiner wird es wahrnehmen wollen;
Denn ohne die Sehnsucht wird ihr Vorhandensein keiner wahrhaben wollen.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung