BLEIB EIN KIND

Bleib ein Kind
Mach in Deinem Garten Raum
für jede Blume, die auftaucht
Gib ihr eine Ecke für ihren Traum

Wenn sie aus ihrem Traum erwacht,
stark, klar, reif und erwachsen,
kannst Du sie woanders umpflanzen
zum gedeihen und weiter wachsen

Bleib ein Kind
Keine Trauer, kein Gedicht, keine Sehnsucht
ist zu unwichtig für Deine Liebesmühe
Erfülle alles mit Feenstaub und Sehnflucht

Es war einmal ein Kind
das lebte und spielte und liebte
und weinte, und liebte weiter und lachte
Und die Welt besiegte.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

KINDER UND BLUMEN

Er gießt täglich die Blumen,
geduldig wie Mutter Erde.
Die Kleinigkeiten sprechen Volumen
über das, was aus jeder einst werde.

Das Herz ist ein bunter Garten,
die Liebe ist der große Gärtner -
Nur hoffen, warten und erwarten
können Eltern und Kindergärtner.

Es gedeihen, welken, gedeihen
ihre Tugenden und Eigenschaften.
Fehlzüge, die wir ihnen verzeihen;
große Stärken, auch Leidenschaften.

Sie gießt täglich die Blumen,
geduldig wie Vater Zeit.
Kleinigkeiten sprechen Volumen
bei dieser liebevollen Arbeit.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung 

JUNG BLEIBEN

Jung bleiben
wie jene Erinnerungen
der Kindheit, die nicht mit altern,
wo Freunde ihr kindliches Lachen
heute noch behalten wie am Anfang
der Zeit. Freude im Bauch.
Bei allem, was kommt, auch
Frische einverleiben
im Laufe der Zeit
Jung bleiben
wie die Kindlichkeit.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

HEUTE SCHREITET NOCH EINE WEILE

Ich sehe Euch
wie Ihr schnell die Sonne sucht,
nach dem Morgen seht,
nach der Dämmerung sehnt

Gerne würde ich die Arme
nach Euch strecken und rufen
Halt! - denn
Heute schreitet noch eine Weile im Kreise
um Euch mit ausgebreiteten Schätzen
herum…

Doch keine Rufe sind so hell
wie die Sonne, keine Arme so stark wie
der Morgen. Sie reichen nur zum
Auf Wiedersehen Sagen und aus
der Ferne Auf Wiedersehen Winken.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DIE VERLORENE TIEFE

Wann haben wir uns verloren,
unser Herz, unsere Weichheit,
die Natur, in der wir geboren
wurden, altmodische Weisheit?
Wann sind wir so fortgeschritten
geworden und innerlich zerstritten?

Einfache Lieder befriedigten uns,
ehrliche Worte genügten uns,
im Kern unseres Denkens und Tuns
waren Werte. Sie beschützten uns
lange vor diesem modernen Unding,
das wir ohne sie heute geworden sind.

Wer die Vergangenheit verloren hat,
der kann sie sich nicht mehr vorstellen -
begreift nicht mehr die märchenhafte Tat
ohne ihren Sinn modern zu entstellen.
Es war einmal eine bessere Menschheit,
eine Zukunft vergessen in Vergangenheit.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

INDIVIDUELLE SCHICKSALE

Kein Sohn gleicht dem Vater
kein Mensch dem anderen genau
Auf diesem Erde genannten Theater
ist das Sichtbare nur Schau

Unsere Wünsche blenden uns
unsere Ängste, Einsamkeit, Unwissen
Gedankenwolken, Gefühle, ein Dunst
vor des Lebens Geheimnissen

Wir kommen und gehen, mehrmals,
jeder Mensch eine einmaliges Kreatur
Liebe sie, doch binde Dich niemals
an sie. Jedem seine Tour.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

VERLOREN IN DER VERGANGENHEIT

Verloren
in einer Vergangenheit
die sich selbst wiederholt
ohne zu manifestieren

Vieles,
was der Mensch für das Neue hält,
ist Altes in einer neuen Welt
wieder geboren.

Die selben alten Schmerzen
in den selben alten Herzen
versteckt hinter neuen Scherzen
überspringen Leben in Terzen:

Spätestens die Enkelkinder
spiegeln die Großeltern wider,
manche sehender, manche blinder
geworden des wahren Zieles.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

AN MEINE SCHWARZEN KINDER – (2)

Generationen -
Gegossen in die Abzweigung
sich widersprechender Nationen.
Gefangen im Scheinwerferlicht der Ent-Scheidung.

Gemischte Rassen -
im Blut und/oder im Kopf vermischt.
Beidseitig lieben, was beide Seiten hassen.
In Euch ist mein Licht, das niemals erlischt.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

SPIELENDE KINDER

Die blauen dünngeschnittenen Windscheiben -
Das Mädchen, wenn ihre Finger ihre Augen reiben,
sieht den Wind vorbeilaufend in allerlei Gestalt.
Nichts ist vielfältiger als die kindliche Einfalt.

Es dreht sich zum Jungen neben ihr, leidenschaftlich
erzählend von blauen Windscheibchen selbstverständlich.
Er korrigiert sie freundlich, Ja sie sind dünn
Aber blau sind sie nicht, sieh doch: sie sind blaugrün!

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DIE BESTEN GESCHENKE

Heiligabend. War er bereits –
mit Geschenken mehr oder weniger beladen –
bei Euch gewesen?
Nicht vergessen, zieht hoch die Rolladen…
Schaut hinter die Fassaden:

Die besten Geschenke
kommen, reich beladen, von Herzen
und lindern den Mitmenschen
ihre Trauer, ihre Einsamkeit und ihre Schmerzen…
Brennen heller als alle Adventskerzen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung