Er auf seinem E-Rollstuhl Sie mit ihrem Rollator Sie wollte einsteigen Er wollte wenden und rausfahren Kein Platz für beides, für beide. Sie fangen an, zu streiten Sie findet eine Ecke, er Platz Der Fahrer legt die Rampe an Er fährt aus der Straßenbahn raus Sie setzt sich, in sich versunken Neben mir sitzt ebenfalls eine Alte Sie beobachtet alles wortlos, steigt mühsam an der nächsten Haltestelle aus Wir werden älter, die Welt jünger Wir werden langsamer, die Welt schneller Und wir werden ungeduldiger miteinander Anstatt geduldiger. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Älter werden
ÄLTER UND JÜNGER
Am Anfang fühlte sich Deine Hand
alt, uralt, bekannt, wie eine Erinnerung
von einer Zeit älter als meine Erinnerung
– deshalb hielt ich sie fest, Deine Hand.
Am Ende fühlt sich Deine Hand
neu, frisch, wie eine Verheißung
einer Zeit längst nach unserer
– deshalb halte ich sie fest, Deine Hand.
Als ein altes Ehepaar fingen wir
in unserer Jugend an.
Das Leben veränderte uns.
Als ein junges Ehepaar werden wir alt.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WEITERMACHEN
Der Specht
hat Recht
hat Recht
hat Recht
Und wiederholt sich so lang
bis er seinen Punkt gemacht hat.
Nicht schlecht
nicht schlecht
nicht schlecht
Wie lange noch? Wann kommt endlich
meine tiefste ureigenste Empfindung zur Tat?
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
