Ich suche nach anderen Meinungen und finde stets die selben, die meinen die anderen zu sein und akzeptieren die anderen nicht, denn sie sind die kleinen. Ich suche nach anderen Meinungen und finde stets die alten in neuen Formen - Was ich aber suche ist ein neues Innenwesen, auch wenn verkleidet in alt aussehenden Normen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
anders sein
KEIN LEBEN WIE DAS ANDERE
Kein Tag wie der andere Der düstere, der heitere Kein Mensch wie der andere Der dunklere, der hellere Kein Lachen wie das andere Das lautere, das leisere Kein Weinen wie das andere Das tiefere, das flachere Keine Liebe wie die andere Die erfülltere, die unerfülltere Keine Nacht wie die andere Die erholsamere, die schlaflosere Kein Leben wie das andere von Inkarnation zu Inkarnation… Wechselnde Gestalt - Selbstbestimmter Inhalt - Steigendes oder fallendes Lebensgehalt. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
DER ERSTE EINDRUCK VERFEHLT
Die üblichen Blicke, wenn er vielerorts erscheint, eine schwere, harte, dicke Spannung, die alle dort vereint auf einer Seite, er allein auf anderer, mehr als nur ein fremder Einwanderer. Ein Unterklässler, vielleicht ein Feind. Der erste Eindruck verfehlt. Unser Land ist nun voller Schrott. Der erste Eindruck quält. Eine hämische Portion Spott, ein klammer Unterton der Feindseligkeit. Wäre jetzt tückisch jede Art Geselligkeit? Das weiß nur der Liebe Gott. Er spricht, macht, weder langsam noch flott. Er scheint die Spannung nicht zu merken, und doch scheint sie ihn dadrin zu stärken, weiter zu sprechen mit Worten und Werken. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ZUGEHÖRIG WEIL ANDERS
Du gehörst dazu Du wirst gehört dazu denn Du hörst zu und spürst dazu Du hörst das Verschwiegene und spürst das Unbeweisbare Du bist das Ergänzende und sagst das Unfassbare Anders sein ist viel mehr Wert als gleich oder ähnlich sein Die Instrumente in einem Konzert müssen unterschiedlich sein. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ZU MIR
So müde Ich kann nicht mehr So müde Ich darf mich nicht ausruhen Sonst stehe ich nicht mehr auf. Uralt und dennoch ewig jung Ich sehe die Dinge anders Deshalb mache ich die Dinge anders Und darf dabei nicht aufhören Und darf dabei nicht pausieren. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
IMMER WEITER
Sie war die Anomalie Die sich selbst nicht begriff. Egal wie nah sie Anderen kam, wie ein Schiff Ohne Anker an einem Hafen ohne Landungssteg Gab’s Verbindung mit Keinem Und sie trieb wieder weiter weg. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DER RAND GEHÖRT DAZU
Nochmal: Zeig Dein Gesicht Versteck Dich nicht Selbst ist das Gedicht Allemal. Anders sein ist keine Schande Auch wenn verpönt hierzulande Ich weiß, denn ich bin am Rande. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
AUSEINANDER
Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, denn ich bin bereits unterwegs; Ein Pendel zwischen Dur und Moll, jenseits fast jedes Landungsstegs Von den Fremden trennt mich mein Äußeres: Vier Merkmale wie vier Fahnen an vier Ecken. Von den Meinen trennt mich mein Inneres - nicht mal mein Schweigen kann es verstecken. Unsere Art und Weise des Miteinanders ist ein Füreinander gegen einander. Frieden ist ein Verschieben des Kriegs auf Wannanders; Unsere Expansion ineinander pendelt auseinander. Und ich frage mich, wie lange noch die Gedichte in Hoffnung sich wenden werden; Wie tief hinein geht es ins Loch, bis die Strophen für immer enden werden. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ANDERS SEIN
Wir wollen alle das Gleiche
deshalb muss jeder was anderes machen –
Macht jeder das Gleiche,
wollen wir alle unterschiedliche Sachen.
Nie werden die Jahreszeiten
sich gegenseitig nachahmen oder gleichen –
Denn alle wollen das selbe vorbereiten,
So stellt jeder auf seiner Art die Weichen
Das Jahr wird immer rund sein:
Ein bisschen Freude, ein bisschen Schmerz,
Ein bisschen hart sein, ein bisschen wund sein,
Die Mischung macht das Menschenherz.
Und Du wirst Du sein, und ich ich
Und sehnen uns beide nach dem anderen
Wir wollen beide Liebe gegenseitig;
Das bekommt jeder nur in dem anderen.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
VIELFALT UND EINHEIT
Trennwand
trenn Dich von der Trendwand.
– laß das linke ins rechte
und das rechte ins linke Herz blicken.
– laß das männliche ins weibliche und
das Weibliche ins Männliche hineingucken.
– laß das junge ins alte,
das alte ins junge Gemüt Einsicht erhalten.
– laß das fremde ins fremde, laß das
menschliche im menschlichen sich einschalten.
Trennwand,
trenn Dich von der Trendwand –
… befreie uns von dem Trendwahn.
Es gibt stets mehr Optionen, als ich ahn.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
