SAUER STOFF

Ich will unbedingt atmen
Luft! Luft! Luft!
Ich reiße mir die Lungen aus dem Leibe raus
Tauche sie in die kalte Luft ein
Bis sie vor lauter Sauerstoff brennen
Dennoch reicht es nicht aus.
Ich kann immer noch nicht atmen
Als wäre atmen ein Gedanke,
den ich in meiner Erinnerung nicht mehr finde.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

LUFT

Ich atme Menschen ein
und rieche kein Corona

Meine Lungen dursten wieder nach
Menschen Menschen Menschen,
nach unterer und oberer Gesichtshälfte,
nach Händedruck und Umarmung

Meine Lungen sind leer geworden
Ich habe Lust nach Menschen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

ATEMZÜGE

Ich mag es
Deinem Atem zu lauschen
Und während Du neben mir schlafend liegst
An den langen Weg hinter uns zu denken
Der mir so kurz vorkommt
Und an den unbekannten Weg vor uns
Der mir endlos scheint.
Ich mag es, Deinen Atem zu belauschen
Und mich in Gedanken mit Dir auszutauschen
Während Du neben mir schlafend liegst.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

PARIS

Nicht die Liebe
sondern die Freiheit
atme ich hier ein

und aus.

Und in der Freiheit
wagt sich die Liebe
hier raus und

rein.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

ODEM

Als ich im Dunkeln
Dem Atmen meines Sohnes lauschte
Dachte ich an meinen Vater
Der nachts gerne wach lag
Vielleicht saß er auch so neben mir
Und lauschte
Und ich denke an meinen Sohn
Und frage mich, ob er eines Tages
Auch genau so sitzen wird
Dem Atmen seines Kindes in der Nacht
Lauschend und sich dabei wundernd
Ob sein Vater einst auch seinem Atmen
Lauschte in der Nacht.

Che Chidi Chukwumerije (15.01.2020)
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
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WANDERLUST

Meine Lust
Wandert
Von Frust zu Frust

Zieh mir das Hemd hoch
Und küss kühl meine Haut
Hol mich langsam runter
Schenk mir Frieden, Hoffnung, Trost

Meine Lust
Wandert
Von Brust zu Brust.

– Che Chidi Chukwumerije.