Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, denn ich bin bereits unterwegs; Ein Pendel zwischen Dur und Moll, jenseits fast jedes Landungsstegs Von den Fremden trennt mich mein Äußeres: Vier Merkmale wie vier Fahnen an vier Ecken. Von den Meinen trennt mich mein Inneres - nicht mal mein Schweigen kann es verstecken. Unsere Art und Weise des Miteinanders ist ein Füreinander gegen einander. Frieden ist ein Verschieben des Kriegs auf Wannanders; Unsere Expansion ineinander pendelt auseinander. Und ich frage mich, wie lange noch die Gedichte in Hoffnung sich wenden werden; Wie tief hinein geht es ins Loch, bis die Strophen für immer enden werden. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Auseinandersetzung
SCHAUKELN
Auf Kriegsfuß. Hartfüßig.
Nackte Abdrücke. Engspurig.
Klare Tatsachen. Steifbusig.
Eindringen. Überflüssig.
Handgriff übergriffig.
Annäherung angriffig.
Kriegstreiber wie Liebhaber
schaukeln sich gegenseitig hoch
– und hoffentlich wieder runter.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
GELADENE BLÜTEN
Die Welt ist so viel geworden
und so viel weniger geworden –
Bornierte Blicke und kluge
lugen aus verschlossenen Fenstern hervor –
um Vorurteile ordentlich einzuordnen.
Die, die an dem Frieden hängen…
Die, die um den Frieden bangen…
schauen besorgt die mit den Waffen an –
auf große Waffen folgt großes Morden.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
FOKUS
Naht sich wieder ein Zeitalter,
in dem jeder Soldatenkuss
ein Abschiedsgruß ist,
wo die Liebe ein Fluß ist, die schmerzlich
trennt und vergißt zu trösten?
Das Zeitalter des abgekoppelten Gesterns,
des Morgens ohne Landebahn,
des desorientierten Heutes, in dem
die Hoffnung alleine die knappe Währung ist,
in der wir die Freude, jene Mangelware, tauschen?
Naht sich wieder das Ende von Familien,
der Anfang von Erinnerungen, die von
Fremden hinterher und mühsam
zusammengestellt werden? Naht sich Verrat,
das Ende von Nachbarschaft? Naht
sich das Unterdrücken von Atmen und Wollen,
jetzt wo der Freie Wille nach Befreiung schreit?
Wie eine auseinander genommene Kamera bin ich
viele verschiedene Teile gerade, zerstreut,
ohne Fokus. Ohne Fernblick. Voller Fragen.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DIE ANGST VOR AUSEINANDERSETZUNGEN
Mutig ist der Krieger, der vor dem Krieg
Bereits seine sichere Niederlage sieht
Und dennoch ungetrübt in den Krieg zieht
Gefüllt von einem höheren Begriff von Sieg
Und Niederlage
Krieg des Niederen ist gegen den Anderen
Krieg des Höheren gegen sich selbst
Beweine nicht die Niederlage gegen den Anderen
Beweine die Niederlage gegen Dich selbst.
Der Tag ergibt sich der Nacht
Das ist das letzte, was er jeden Tag macht
Es ist keine Niederlage.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
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