Friedhof der Bäume Stiller Asphalt Jede Fahrt ist laut klagend ein Trauermarsch angeschnallt Schneise wie Grab führen zum nächsten Aufenthalt Manche sagen höhere manche sagen Natur-Gewalt manche sagen: Es muß doch einen anderen Weg geben. Halt! Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Autobahn
NACHTS AUF DER AUTOBAHN
Die Straße ist nicht einsam
Ich bin es
Die Musik ist Balsam
Aber ich höre es
Nicht.
Die Kopfstimmen singen
Wie Verlorenen Solisten –
Herz und Seele und Geist
Schweigen mit mir
Und mit der Straße und
Mit der Nacht.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DIE BERGE
Unklare Umrisse…
Die Berge falten sich in einander
Als wäre die Zeit ein Meer,
Aus dem sie wellengleich
Aufstehen, drängeln durch den Verkehr
und machen sich auf den Weg
Im Urlaubsstau Richtung Österreich.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

FRÜH AUF DER AUTOBAHN
Bist du blauer, Himmel?
oder bist du es, Autobahn?
Ihr müsst Euch endlich küssen
wo keiner Euch sieht
nicht mal ihr Euch selbst
aber schnell
bald steigt die Morgensonne
und sie verrät all eure Gedanken
wie Bäume am Straßenrand
und enthüllt die Wolken in euren Augen
und die lauten Autos,
wie viel zu viele fremde Worte
in eurem Schweigen.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
AUTOBAHN (II)
Ich mag, wie Du zufrieden schnurrst
wie eine riesengroße blaue Katze
die von tausend Autoreifen
laut gekrault wird.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
AUTOBAHN
Die Autobahn war ein grauer Dolchstoß
Durch das Herz der Natur
Keiner weint
Weil sie Wanderlust
Mit dem Duft von Geheimnissen
Vereint.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
KARWENDEL UMRISS
Wie eine sagenumwobene ferne Zukunft
In greifbarer Nähe…
Meine Träume sind gleichzeitig Herkunft
Der Erinnerungen, deren Umriße ich sehe
Geben undeutig Auskunft
Über Leben, Arbeit, Hobbies, Kinder, Ehe
Drängen sowohl zur Tat als auch zur Vernunft
Fahr! Vorsichtig! Wehe,
Wenn Du das Wesentliche verbockst kurz vor Ankunft.
Swar n leises Gespräch, dessen Tiefe ich versteh
Wach sein ist die Kunst
Der feinen Sinngewinnung aus allen Dingen unscharf oder zäh.
– Che Chidi Chukwumerije.
2019: Jahr der deutschen Dichtung

Foto: Che Chidi Chukwumerije 18.4.2019.
WENN MITTEN AUF EINEM WEITEN FELD
Wenn mitten auf einem weiten Feld
Einsam ein Baum steht
Bleibt der Blick einen Augenblick lang
Auf ihn hängen in Ruhe
Denn kurz gleicht er unserer Seele
Darin verloren der Geist während
Im Kopfkino auf der Autobahn unbeherrschte Gedanken
Vorbei rasen – Aber bald verschwindet
Die Lichtung samt Feld und Baum
Schnell vergessen im Rückspiegel, das nächste Lied
Ertönt aus der CD; Bild folgt auf Bild;
Der Navi steuert dem ihm vorgegebenen Ziele stur zu.
– che chidi chukwumerije.
