Das Licht scheint am Hellsten in der Nacht, ich weiß nicht warum, vor allem nach Mitternacht. Die Menschen sind am unsichtbarsten tagsüber, maskiert, abwesend, verlogener, härter, trüber. Brauchen wir das Dunkel um Licht zu sein? Steinharte Herzen schmelzen bei Mondschein, was vorher Weh tat, wird noch schmerzvoller, die Empfindung wird empfindsamer, das Herz voller, Umarmungen werden länger und immer länger und enger, und enger, und enger, und enger. Und die, die beten, stellen mit Erleichterung fest, daß das Gebet wahr ist, eher es ihre Brust verlässt. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Beten
NEBELVORHANG
Es ist etwas da Wir sehen es nicht Wir wissen nicht, daß es da ist, geschweige denn es zu begreifen, also zu verstehen und erkennen, oder einfach nur irgendwie wahrzunehmen Aber es ist da. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
SCHWEIGEN
Wie die Bäume
Die alles hören
Sehen und fühlen
Und niemand stören
Habe ich gelernt
Nicht auf alles
Zu antworten
Wie die Bäume
Die als Samen starten
Und langsam wachsam
Während wir warten
Habe ich gelernt
Es gibt nicht für alles
Vorgefertigte Antworten
Manche Fragen sind Samen –
Gebettet am stillen Ort
Zieht sich langsam zusammen
Die richtige Antwort.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
