OFFENE UND GESCHLOSSENE HERZEN

Wir landen
Ohne daß wir Neues fanden
Wir landen genau dort
Wo wir einst standen
Auch hier an einem neuen Ort

Wir bereisen die Welt
Und begegnen überall dem gleichen Geist
Wir bereisen die Welt mit geschlossenen Herzen
Und finden überall deshalb meist
Nur die selben Wände, die gleichen Schmerzen.

Zeitreisende wissen nicht mehr
Weltenwanderer wissen nicht mehr
Jenseitige wissen nicht mehr
Als Du, wenn ihre Herzen zu sind
Und Deins offen. Sie bleiben blind.
Du aber wirst immer tiefer, je mehr Du zulässt
Auch wenn Du Deinen kleinen Ort nie verlässt.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

TAUSEND TAGE

Mach aus jedem Tag
hundert, tausend Tage,
Neue Dinge, wag!
Inneres - hinaus… trage.
Deine Schicksalsfäden
sind mehr als Du weißt.
Befreie Dich von trägen
Gefühlen. Du bist Geist!
Die große Erde ist dicht,
ist langsam, ist klein;
Folgst Du dem Licht,
musst Du schneller sein.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

WOHIN

Ich fühle mich Zuhause
wenn ich von Zuhause
weit weg bin -
Das Fremde ist mir innigst vertraut
der Weg dorthin meine zweite Haut,
mein ständiges Wohin.

Vielleicht kreuzen sich unsere Wege,
bist Du wie ich auch so unruhig, so rege,
stets neu am Beginn.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DIE SAAT IST AUFGEGANGEN

Die Saat ist aufgegangen
Der Haß ist aufgestanden
Das Licht ist ausgegangen

Die eingehämmerten Zerrbilder
Generationenlang verdrehte Schilder
Ihre Augen werden täglich wilder

Es war eine Lüge die ganze Zeit
Sie wussten ganz genau die ganze Zeit
Von den Taten ihrer Eltern Eltern Bescheid

Sie wollen sie in heutiger Zeit wiederholen
Sie lassen freudig die Lachmasken fallen
Wagen sich endlich raus mit den Krallen

Man schämt sich für sie
Denn selbst schämen sie nie
Was noch beschämender ist – und wie.

Wie überbrücke ich gezwungene Ferne?
Wie tue ich herzlich, was ich tue gerne?
Laterne, Laterne, Sonne, Mond & Sterne.

Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung