WAS HABEN WIR NOCH ÜBRIG?

Wenn der Krieg jetzt käme,
was hättest Du?
Grundgesetz oder Grundstück?
Welches sichert Dir Ruh?
Wer besitzt Edelmetall oder Mineral?
Wer hortet Waffen?
Unser armes Ergebnis von Jahrtausenden
von evolutionärem Schaffen.

Was haben wir übrig?
Machtgier, Ichsucht, Fremdenfeindlichkeit.
Da Menschen keine Aliens sind,
herrscht hier bloß die Menschenfeindlichkeit.
Die Übermacht des Stärkeren,
des Schwachen Machtlosigkeit.
Erneut die enttäuschte Sehnsucht
nach friedfertiger Menschlichkeit.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

ZUSAMMENZUG DER MENSCHLICHKEIT

Wie oft schon
In mahnendem Ton
Sprach ich zu meinen Kindern:

Vor Bus und Bahn
Und an Straßen entlang
Bleibet fern von den Rändern.

Vor unbeabsichtigtem
Schieben, Stolpern, Ausrutschen
Wollte ich sie schützen

Nie dächte ich
Daß absichtlich
Ein Mensch Unbekannten würd schubsen

Deines Bruders Hüter
Deiner Schwester Beschützer
Seid!, möcht ich ihnen nun zurufen.

Deines Nachbarn Wohlsein
Betrachte wie Deins
Und decke ihm seinen Rücken

Wir schließen die Lücke
Vor jeder Heimtücke
Wenn Menschen menschlich zusammenrücken

Neben dem Selbstschutz
Wandert der Nachbarschutz
Keiner kann sich selbst ganz schützen

Wenn Dunkel erwacht
Gewinnt Licht an Macht
Denn wir halten alle zusammen

Möge Gott der Mutter
Der getöteten Tochter
Beistehen – und wir auch. Amen.

Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung