Denk an die Einsamen
die sind auch Menschen
und gerade deshalb einsam…
Ruf sie an, oder
schicke eine Nachricht
oder winke von Fenster zu Fenster.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Denk an die Einsamen
die sind auch Menschen
und gerade deshalb einsam…
Ruf sie an, oder
schicke eine Nachricht
oder winke von Fenster zu Fenster.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Als ob wir alle Tasten des Klaviers
entfernt hätten und weggesperrt
jede für sich alleine, einsam, schweigend
ungehört.
Wir leben in einer Zeit
die vor allem uns eines lehrt:
zu schätzen, wie wichtig das „Wir“ ist.
denn ohne gibt es kein Konzert.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

Wir sind die Träger
wenn wir uns zur Verfügung stellen.
Wir sind die Erträger
wenn andere sich zur Verfügung stellen.
Das Virus sucht dringend Soldaten
und Botschafter menschlicher Art.
Die Menschheit sucht simple Heldentaten
zum größten Teil seßhafter Art:
Das Vertragen des eigenen Selbst im Privaten.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

Manche werden wir nie wieder sehen
nach diesen Tagen gesellschaftlicher Entfernung
Manche Menschen, manche Sitten, manche Arbeitsstellen
nach Social Distancing, Krankheits- und Todesfällen,
nach Dummheit, Angst, Gier und Vorurteilen.
Drum: Teilet tiefe Blicke und saget „Auf Wiedersehen“,
mit Hoffnung auf eine tiefere Annäherung.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Daß ich nun verzichten muß
auf den längst aufblühenden Kuß,
Schatz, trifft mich besonders hart.
Daß ich nicht mehr halten kann
Deine zarte Hand, wie einst fast getan,
Herz, hat eben mein Herz erschwert.
Drum, um so mehr, bitte schenk mir
das innigste wesentlichste Teil von Dir
in jedem Augen-Blick und in jedem Wort.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Wir kamen wie Sterne
fremd und zittrig
aus der Ferne
eifrig und zerbrechlich
kamen wir gerne
Kamen auf die Erde
bedrohlich und mütterlich
Wir wurden zur Herde
selbstbewusst und gefährlich
und selbst zur Beschwerde
Wer wird uns jetzt retten
im Namen der Liebe? Jetzt
wo es Gefahr wurde, die selbe
Luft zu atmen, und uns
gegenseitig die Hände zu geben?
Zusammen sind wir allein
Allein sind wir zusammen
Wer hätte das gedacht?
Wir nennen einander gegenseitig fremd
Doch sind wir die Fremden auf Erden.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Einer hustet
Alle ziehen sich unauffällig
auffällig schnell zurück
auffällig wegschauend
auffällig alle ein paar Sekunden später
den Huster unauffällig musternd
auffällig verspannt
unauffällig wachsam
auffällig
Ich verschlucke mich auffällig
an meinem Tee
unterdrücke mit Mühe den Husten
unauffällig.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung