Du wandelst jenseits der Poesie Und bist tiefer, noch tiefer als sie Unbeeindruckt durch Philosophie Das Dichten macht mich innerlich zart Ich dachte, ich bräuchte die Gleichart Doch nein, ich brauche Deine Gegen-Wart Einfache Dinge, Dich, die zwei Kinder Die tägliche Routine, Ruhe, nichts minder Wenn Liebe blind macht, bin ich blinder Du bleibst die Eine, die ich wirklich mag Wirklich liebe, stehender Hochzeitsantrag In Deiner Nähe finde ich meinen All-Tag. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Ehe
DIE HOFFNUNG
Du bist mir ein Versprechen ich Dir eins die wir lösen müssen, ehe wir sterben Und die Reise war ein Pflanzen ein Bangen, ein Pflegen, ein Warten durch die heiteren Tage und die herben Und die Hoffnung ist, daß die Ernte die selbstlose Liebe sein wird und die soll unsere Kinder erben. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
BE-SUCHT UNS IN DER ZUKUNFT
Wie viele Häute wie eine Schlange hat unsere Liebe schon abgeworfen? Die einen suchen uns in der Vergangenheit, im Gestern, dort finden sie unzählige, tote, Muster. Die anderen untersuchen die Gegenwart, das Heute, sehen eine immer-wiedergeborene lebendige und wendige Schlange. Aber wir, wir leben nach wie vor in der Zukunft. Im Morgen solltet Ihr versuchen, das Rätsel zu lösen. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
NIRGENDS IST‘S SO EINSAM WIE IN EINER EHE
Nirgends ist’s so einsam, wie in einer Ehe.
Intimste Gedanken aneinander vorbei gedacht;
Innerlich entfernt, äußerlich zusammen gelacht;
Verstehen, nicht verstanden zu sein.
Und an die Einsamkeit sich gewöhnen.
Nirgends ist‘s so zweisam, wie in einer Ehe.
Intimste Gedanken gemeinsam durchgedacht;
miteinander geweint, aufgebaut, gelitten, gelacht;
Verstehen, tief verstanden zu sein.
Und mit der Zweisamkeit sich verwöhnen.
Nirgends ist‘s so heilsam, wie in einer Ehe.
Heilig wäre fast das richtigere Wort.
Jedem seine geheime Welt lassen. Dort,
wo er sich selbst sein kann, muß nicht verstanden sein.
Die hässlichen Seiten und die schönen.
Nirgends ist’s so verschieden wie in einer Ehe;
Auf gemeinsamem Weg unterschiedlich altern,
gemeinsam unterschiedlich stolpern,
gemeinsam lernen, daß sie unterschiedlich sind;
unterschiedlich fassen, daß sie eine Gemeinschaft sind.
Zu Zweit Geheimnisse verschweigen und horten;
unvorstellbare Erlebnisse an unvorstellbaren Orten;
Dennoch: zu zweit allein sein und allein zu zweit sich supporten;
Mit widersprüchlichsten und einfachsten Worten.
Nirgends ist‘s so seltsam wie in einer Ehe.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ZUSAMMEN AUFLEBEN
Wir können zehntausend Meilen
im Gleichschritt still stehen,
zehntausend Gespräche führen
und uns nicht verstehen,
zehntausend Mal einander anschauen
ohne einander zu sehen
und trotzdem einfach so weitermachen
wie in zehntausend anderen Ehen.
Oder wir können einmal die Regeln brechen
und einmal die Sünde begehen,
auf die eigene Innere Stimme zu hören
und ehrlich den ehrlichen Weg zu gehen –
Wir können mutig gemeinsam kämpfen,
den Begriff „Leben“ umzudrehen
und etwas Neues machen
auf Erden aus unseren Ehen.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
SPRECHENDE TATEN
Ich liebe Dich ist ein Klischee
man, so ein Klischee
ich würde es gerne ins Gesicht boxen
dafür
daß es wie Faust aufs Auge
auf das zutrifft
was ich für Dich in mir trage
manchmal kristallklar, manchmal vage
doch in jeder Lage
mit jedem Blick, mit jedem Streit
und mit jeder Tat Dir täglich wortlos sage.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
SICH ERGÄNZENDE TEILE
Manchmal kann ich mich ohne Dich
mir nicht vorstellen
Manchmal kann ich mich mit Dir
mir nicht vorstellen
Was bist Du?
Manchmal bist Du mir so nah,
wie ein Teil von mir
Manchmal bist Du mir so weit,
wesensfern und artfremd
Was bist Du?
Ich bin das, was Du auch bist –
Das ist die Eigenart der Liebe.
Deshalb bin ich Deine Partnerin.
Frage DICH also, mein Lieber:
Was bist Du?
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
EHE-GE-SCHICHTEN
Wie viele Paare
lebten Jahre lang
in Deiner unmittelbaren Nähe
und Du dachtest,
Du standest ihnen nahe –
nur um Jahre, Jahre, später zu lernen,
niemals kanntest Du sie näher
als das Bild in Deinem Kopf,
das sie Dir suggerierten?
Und jetzt bist Du empört
aber es war ihnen die ganze Zeit
ganz normal.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ZUSAMMEN LEBEN
Die Jahre fallen
Wie Glockenschläge
Wie Fußtritte
Wie wiederholte Heiratsanträge
Wie tausend Mini-Entscheidungen
Auf all unsern Wegen
Getroffen mit der Hoffnung
Auf viel Glück und viel Segen.
Blatt für Blatt
In Sonne, im Regen
Die Blätter fallen
Auf all unseren Wegen.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
NEBEN DIR
Ich fahre neben Dir durch den Wald
durch die Zeiten, in wechselnder Gestalt,
durch das Leben, durch diese Welt,
mit Hoffnung im Herz, mit und ohne Geld,
Du bist mein und ich bin Dein Held,
Ärger und Versöhnung, Angst und Halt,
Egal wo uns das Schicksal aufhält,
bleiben wir unterwegs und kommen bald an!
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung