Sie lächelte und wunderte sich,
wo der Schmerz war, der einst da war –
Somit stellte sie fest, daß
sie sich an die Einsamkeit gewohnt hatte
und fühlte sich wieder einsam.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Sie lächelte und wunderte sich,
wo der Schmerz war, der einst da war –
Somit stellte sie fest, daß
sie sich an die Einsamkeit gewohnt hatte
und fühlte sich wieder einsam.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
So viele Menschen
So wenige Freunde
So viel Wasser
Überall Durst
So viele Worte
In so vielen Sprachen
So viel Schweigen
Und Einsamkeit
So viele Chats
So viele Gespräche
Alle verschweigen ihr Schweigen
Und neigen alle zur Einsamkeit.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Eine Blume ohne Garten
Kann nur im Herzen als Spiegelbild blühen
Mancher Arten Gleicharten
Suchen vergebens, die auf Erden wühlen
Etwas in Dir wider Erwarten
Ist Deiner Nation und Deiner Rasse und Deinen Schulen
Und Deiner Religion und Allem fremd.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Ich war, als ich Zuhause war,
ein Fremder –
Ich bin, jetzt wo ich ein Fremder
in der Fremde bin,
Zuhause.
Ich bin, jetzt wo ich Zuhause bin,
ein Fremder wieder.
Ich sehne mich wieder nach Hause,
in der Fremde…
denn ich bin fremd geworden.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Die Einsamkeit wird Selbstgespräche
in Dir führen,
wie die verlassenen Straßen da draußen,
die Füße kaum noch berühren,
in der Korona dieser merkwürdigen und
kalten Frühlingssonne frieren,
ungewärmt von leeren Büros, die alles
beobachten und alles ignorieren…
Wo ist der Mensch?
Was ist aus ihm geworden?
Die Einsamkeit wird Selbstgespräche
in Dir führen,
wird ihren eigenen Weg in Dir gehen
durch längst vergessene Türen,
wird Dich an Erinnerungen erinnern,
die schmerzen und berühren,
wird Sorgen und Hoffnungen und Ängste
in Dir schüren…
Bin ich der Mensch?
Was ist aus mir geworden?
Die Einsamkeit wird Selbstgespräche
in Dir führen…
Du musst leise werden und schweigen
und genauer hinhören,
denn irgendwann geht der Lärm wieder
los und wird Dich wieder verführen –
Drum nutze dieses Erlebnis voll und
lasse Dich nicht stören.
Denn Du bist der Mensch
und wirst morgen neu aus Dir werden.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Und auch das Leben hat
aus uns Dichtung gemacht
aus jedem von uns ein Gedicht
in sich verdichtet
nach Innen gerichtet
dazu verpflichtet
in der Unsichtbarkeit
in der Unerreichbarkeit
der Menschheit zu dienen.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Denk an die Einsamen
die sind auch Menschen
und gerade deshalb einsam…
Ruf sie an, oder
schicke eine Nachricht
oder winke von Fenster zu Fenster.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Daß ich nun verzichten muß
auf den längst aufblühenden Kuß,
Schatz, trifft mich besonders hart.
Daß ich nicht mehr halten kann
Deine zarte Hand, wie einst fast getan,
Herz, hat eben mein Herz erschwert.
Drum, um so mehr, bitte schenk mir
das innigste wesentlichste Teil von Dir
in jedem Augen-Blick und in jedem Wort.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Wüsstest Du, daß die Einsamkeit
Ein Schutzmittel gegen sich selbst ist?
Wenn sie nah ist, ist sie weit
Wenn sie weit ist, wird sie vermisst
Von der in Dir wohnenden Einsamkeit
Denn sie vor allem braucht Gesellschaft –
Gesellschaft ehrlich, tief und wahrhaft.
Wie viele Gedanken nehmen wir
Vom alten ins neue Jahr mit rüber?
Wie viele Persönlichkeiten schälen wir
Denn die Zeiten werden immer gröber –
Welches Schutz-Ich wählen wir?
Kraft der Einsamkeit laut der Einsamkeit
Hören wir am klarsten in der stillen Einsamkeit.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
Bin ich hier
Oder bin ich nicht?
Bin ich Teil von etwas
Ohne Angesicht?
Und wenn ich sag Hallo
Sag mir, stör ich Dich?
Und wenn ich fehle,
Vermisst Du mich?
Hört keiner meine Stimme?
Hört keiner, wenn ich schrei:
Ich bin hier!
Hört keiner meine Stimme?
Bin ich alleine hier?
Heimatlos
Das Land ist groß
Groß genug
Um zu verschwinden –
Hört keiner meine Stimme
Wird keiner mich finden.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung