SOMMERNACHTREGEN

Ich roch ihre Erregung,
angeregt von der Nacht,
die halbe Stadt hing raus,
ging raus und war draußen zu Haus.

Auf einmal kam der Wind
wie schnelle harte Atemzüge,
und ich roch ihre Aufregung –
die ganze Stadt eilte wieder nach Haus.

Doch nicht schnell genug –
Die Böden wurden feucht
Die Menschen wurden naß
und ich roch den dürstigen Regen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

VERLANGEN

Der neue Tag ist eingebrochen
Er kann nicht länger warten
Der Regen, den ich nachts gerochen
Erfüllt ihn mit Erwarten

Du merkst, wie er sich Mühe gibt
Die Führung zu übernehmen
Merkst auch, dass ihm dies nicht gelingt
Fängt an, sich leicht zu schämen

Ein rötlich Färben streift seine Wangen
Er zittert unbewusst
Eine Gänsehaut, ein dumpfes Verlangen
Ergreift seine Brust

Denn der Regen, der die Nacht
Enthäutete wie einen Lauch
Führt weiter mit seinem Liebesakt
Er will den Tag auch.

Che Chidi Chukwumerije.

BEISEITE

Lange nach dem ich meine Gitarre
Gespielt und wieder beiseite gelegt
Hatte, antwortete die Nacht, sanft, sachte
Und plötzlich. Geräusche. Die Nacht ist erregt
Dachte ich, als ich durchs Fenster dem Regen lauschte
Und dann roch ich sie, ihre milde Feuchte
Und roch sie noch lange nach dem der kurze Regen
Langsam, lautlos verschwunden war.

– Che Chidi Chukwumerije.

SOMMERLEID

Jeden Tag
Sei er auch wie er mag
Öffnet sich mein rundes Fenster
Und die Welt
Egal, wie sie sich gerade entwickelt
Will dringend zu mir hinein
Während ich, ach ich
Wie üblich
Von Vergangenheit und Zukunft träume
Alles, was ich täglich versäume…

Die Rose blüht, duftet, welkt
Noch eine Liebe ist vorbei
Morgen wird ein Mädchen gemelkt
Seiner aller tiefsten Träumerei

Und sollte sich ein Regenbogen spannen
Und sollte sich irgendwo ein Junge anspannen
Und sollten sich nach und nach Küsse entspannen
Lachweint bittersüß mein Ich
Deins auch.

 – Che Chidi Chukwumerije.