NACHTS AUF DER AUTOBAHN

Die Straße ist nicht einsam
Ich bin es
Die Musik ist Balsam
Aber ich höre es
Nicht.

Die Kopfstimmen singen
Wie Verlorenen Solisten –
Herz und Seele und Geist
Schweigen mit mir
Und mit der Straße und
Mit der Nacht.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DURCH DIE NACHT

Ich mag es, durch die Nacht zu fahren.
Es erinnert mich an die Sehnsucht
nach dem Licht.
Ich fürchte mich nicht.

Ich mag es, durch die Nacht zu fliegen.
Es erinnert mich an das Werben
um die Liebe.
Nur die Hoffnung verbliebe.

Ich mag es, durch die Nacht zu träumen.
Es erinnert mich an den Zauber
meiner Jugend.
Verlorene Tugend.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

AUTOBAHN

Die Autobahn war ein grauer Dolchstoß
Durch das Herz der Natur
Keiner weint
Weil sie Wanderlust
Mit dem Duft von Geheimnissen
Vereint.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

WENN MITTEN AUF EINEM WEITEN FELD

Wenn mitten auf einem weiten Feld
Einsam ein Baum steht
Bleibt der Blick einen Augenblick lang
Auf ihn hängen in Ruhe
Denn kurz gleicht er unserer Seele
Darin verloren der Geist während
Im Kopfkino auf der Autobahn unbeherrschte Gedanken
Vorbei rasen – Aber bald verschwindet
Die Lichtung samt Feld und Baum
Schnell vergessen im Rückspiegel, das nächste Lied
Ertönt aus der CD; Bild folgt auf Bild;
Der Navi steuert dem ihm vorgegebenen Ziele stur zu.

– che chidi chukwumerije.

VORBEI FAHREN

Handschrift ihrer Gedanken
Unsichtbare Tinte
Berührungsängste
Worte sind zu schwer
Zu leicht ist ihre Hoffnung
Reden engt ein
Schweigen deckt auf
Unvolles Treffen
Knapp daneben
Vorbei fahren ist die sicherste Begegnung

Du tanzt dem Lied
Und überhörst den Sänger
Jetzt hast du meine Worte gefunden
Nun hast du mich verloren.

– Che Chidi Chukwumerije.