Es gibt keinen Unterschied zwischen dem Nebel und dem Fluss Der Main fühlt sich heute ein bißchen so an wie ein Gefühlserguss lässt sich nicht trennen von unserm Sinnen Der Fluss ist da draußen, der Fluss ist hier drinnen Der Herbst ist ein Genuss. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
FFM
AN DRIBDEBACH
Ich möchte meine Geschichte wie Fußabdrücke in die Erinnerung der Stadt eingravieren ohne daß die Stadt es merkt - Denn sie verhindert alles, was sie wahrnimmt. Ich möchte, daß sie einmal in der Zukunft sich umschaut und fragt, laut, Seit wann habe ich diese Muttermale unter und auf meiner Haut? Meine Antwort: Ein Grabstein mit einem Kreuz. Ich wurde nicht hier geboren möchte aber hier sterben wenn das letzte Gedicht geschrieben ist alles, was ich habe, schon gegeben wurde und nichts mehr von mir geblieben ist. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
FEBRUAR SPAZIERGANG
Kalt, klar, karg der Tag eisig braun der Erde winterberuhigter Belag mit dünnschichtiger Zierde Winter will seine Zeit Frühling drängt schon auch Wolkengrau im Himmel breit Tief grün in seinem Bauch Bin ich Teil dieser Welt oder Fremder auf Durchreise? Wenn keiner ein Wort fällt sind wir ähnlich leise Bäume stehen menschengleich schauen gleich, schweigen gleich Wie so oft im Naturreich außen hart, innen weich. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
FRANKFURT AM MAIN
Ich höre Dich wenn ich aus dem Fenster rausrieche spüre Deine Gedanken Gefühle in den Augen fremder Menschen auf Deinen Gassen immer rufst Du mich bist verlangend bist besitzergreifend eine zweite Stimme in meinem Kopf wenn ich nachts im Bett liege denke ich denke nichts fühle ich fühle etwas weiß nicht was empfinde Dich mein gewordenes Zuhause. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
