Ich möchte meine Geschichte wie Fußabdrücke in die Erinnerung der Stadt eingravieren ohne daß die Stadt es merkt - Denn sie verhindert alles, was sie wahrnimmt. Ich möchte, daß sie einmal in der Zukunft sich umschaut und fragt, laut, Seit wann habe ich diese Muttermale unter und auf meiner Haut? Meine Antwort: Ein Grabstein mit einem Kreuz. Ich wurde nicht hier geboren möchte aber hier sterben wenn das letzte Gedicht geschrieben ist alles, was ich habe, schon gegeben wurde und nichts mehr von mir geblieben ist. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
frankfurt
ZÖGERND
Eher zögernd kam
Wieder
Der Frankfurter Schnee
Über
Stadt, Land, Fluss
und Liebe
Zuckte kurz, nicht mal heftig
Einmal, zweimal, scheu, bedächtig
Auch eine zarte Liebesbekenntnis
verschwindet niemals aus dem Gedächtnis.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
EISERNERSTEG
Zwischen Dribbdebach und Hibbdebach In der dunklen Nacht, offen, hellwach Meine 2 Seiten, ich sehne mich danach.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
EISERNERSTEG: Ein Gedicht für Frankfurter.
FRANKFURT AM MAIN
Ich höre Dich wenn ich aus dem Fenster rausrieche spüre Deine Gedanken Gefühle in den Augen fremder Menschen auf Deinen Gassen immer rufst Du mich bist verlangend bist besitzergreifend eine zweite Stimme in meinem Kopf wenn ich nachts im Bett liege denke ich denke nichts fühle ich fühle etwas weiß nicht was empfinde Dich mein gewordenes Zuhause. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
MORGENLÄCHELN
Die ersten Tagträumer tauchen tapfer in den tautrunkenen Tag Auch so früh am Morgen ist es erstaunlich wie viele Mitreisenden Dir ein müdes Lächeln zurück schenken, wenn Du mutig Dein Herz öffnest und jedem Augenkontakt mit einem vermutlich ebenso müdes Morgenlächeln verewigst. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
FAHRT VON MÜNCHEN NACH FRANKFURT
Es ist kälter in München als in Frankfurt
und wärmer auch –
Es kommt darauf an,
ob Du die Menschen anlachst.
Es ist billiger im Dorf als in der Stadt
und teurer auch –
Es kommt darauf an,
welchen Fehler Du machst.
Ich bin nigerianischer als deutscher
Oder auch nicht –
Es kommt darauf an,
wer mich gerade ausschließen will.
Ich fahre von München nach Frankfurt
Oder auch nicht –
Denn meine Gedanken sind wo ganz anders
und sie bleiben nie still.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
VIELFÄLTIG
Alles, was eine Weltstadt verträgt:
Alles, was sie nicht versteht,
verträgt sie. Alles, was ihren Boden belegt,
erregt sie, bewegt sie.
Selbst mich –
und das überrascht mich –
selbst ich finde in mitten des vielfältigen Fremden
etwas heimatliches und gleichartiges
und das überrascht mich.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
STADTTEILE
Wie Geheimnisse aufsteigend
aus dem Mutterleib des Ozeans
tauchen plötzlich
aus der Tiefe der Stadt
neue Menschen auf ihrer Oberfläche auf.
Auf einmal wohne ich
in einer völlig neuen Welt
und mußte dafür nicht einmal
die Stadtgrenze überqueren –
Die ganze Welt wohnt halt in einer Weltstadt.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
FRANKFURT IST MEHR; UND KANN MEHR
Ich habe mich entschlossen, bei den nächsten Kommunalwahlen (14. März 2021) hier in Frankfurt am Main für die Kommunale Ausländervertretung (KAV/Ausländerbeirat) für ganz Frankfurt und für den Ortsbeirat (5 – Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) zu kandidieren, und bin dankbar über jede Unterstützung.
– Che Chidi Chukwumerije
https://che-chukwumerije.de/
FRANKFURT
Lang trug ich meine Heimat
wie eine ungeöffnete Reisetasche
auf meinem Rücken
Unbequem und unbequem machend
Stach ich in jeder Menschenmenge heraus
Denn ich wollte mich nie bücken
Schmerz ist ein Auseinandersetzen mit Freude
Einsamkeit ein Ringen mit Gesellschaft
Davor kann sich kein Ankömmling drücken
Doch auch die Morgendämmerung kommt irgendwann an
und die Stadt, die Dir einst so schwer war,
wird Dich zum Schluß beglücken.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung