Hier bin ich doch nicht Zuhause Die Frage ist nicht, ob ich gehen werde Sondern wann. Eine riesengroße Erde Voller Heimatlose suchend ohne Pause Und findend nur mehr Heimatlose Die wie sie nicht teilen wollen Eine kleine Erde, die wir alle teilen sollen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Fremder
FEBRUAR SPAZIERGANG
Kalt, klar, karg der Tag eisig braun der Erde winterberuhigter Belag mit dünnschichtiger Zierde Winter will seine Zeit Frühling drängt schon auch Wolkengrau im Himmel breit Tief grün in seinem Bauch Bin ich Teil dieser Welt oder Fremder auf Durchreise? Wenn keiner ein Wort fällt sind wir ähnlich leise Bäume stehen menschengleich schauen gleich, schweigen gleich Wie so oft im Naturreich außen hart, innen weich. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
NEULAND
In den Brillen meiner Mitmenschen
erkenne ich, täglich,
daß ich noch Neuland betrete –
Lange nach dem ich Fuß fasste.
Der überraschte Blick überrascht mich
Der irritierte Blick motiviert mich
Der verwirrte Blick ist klarer als gedacht
Klarer noch als der böswillige Blick.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
STEHEN
Ich ziehe auf mich
Tatsächlich noch Blicke
Verschiedenartigen Inhaltes
An denen ich ersticke
Sauerstoffmaske
Läßt mich noch grotesker aussehen
Doch Opferrollen
Sind mir fremder als mein Aussehen
Man steht, wenn man geht
Man geht, wenn man steht
Man gewinnt, wenn man verliert
So lange man sich nicht verliert
Und Achtung wird angezogen
Nicht anerzogen, sondern geweckt
Denn mein Geist war ausgezogen
Und stark zu werden ist mein Zweck.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
