BLUME IST MENSCH

Blume ist Mensch,
wenn Mensch wachsen will,
gewässert von Empfindungsströmen
tief, innig und still -

Vogel ist Mensch,
wenn Mensch fliegen will
auf Flügeln guter Gedanken,
ob laut oder subtil -

Freude ist Mensch,
wenn Mensch Freude teilen will
als selbstlosen Lebenstrunk,
als Nahrung und als Ventil.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

NACHTHELL

Nachts wird es hell
Empfindungen schnell
Gedanken originell
Essenziell, spirituell.

Das Lachen wird leichter
Entfesselter, kinderleichter
Zärtlicher, durchgeweichter
Streichelnder, federleichter.

Die Hoffnung lebt auf
Nimmt Alles in Kauf
Neuer Traum nimmt Anlauf
Und ich bin gut drauf.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

FREUDE SÜCHTIG

Freude
Süchtig machend
Flüchtig wie Dämmerung
Morgen und Abend

Dazwischen einmal die denkende Nacht,
Einmal der schaffende Tag. Einer lacht,
Eine weint. Beides ohne Freude gemacht.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

ES IST ECHT

Es sieht leicht aus,
ist es aber nicht. Es ist echt.
Und echt ist nicht leicht.
Es wäre unfair und ungerecht,
als leicht zu bezeichnen das
unberechenbare menschliche Herz,
nur weil es schwankt zwischen
Tiefe, Spiel, Freude und Schmerz
ohne sich zu entscheiden,
welcher Weg nach Hause führt,
denn alles ist gleichsam wertvoll
was das Herz innig berührt.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DIE SONNE GEHT WIEDER AUF

Die Sonne geht wieder auf
Deine Erdscholle freute sich darauf
Die Dinge nehmen ihren gewöhnten Lauf
Beispiele dafür gibt es Zuhauf
Menschen lachen und sind gut drauf
Sie lieben, streiten, erledigen den Einkauf
Stoßen an, rufen, „Du säufst! Ich sauf!“
Geschäfte erleben den üblichen Zulauf
Es riecht irgendwo nach Kartoffelauflauf
Hunde und Kinder fliegen runter und rauf…

Einen Tag nach dem einschneidend, glatt,
Deine Welt sich verändert hat.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

TIEFER VERSTEHEN

Schmerz, Du tröstest mich,
da die Freude zu schwach war
um mich zu verstehen wirklich -
sie dachte, alles sei wunderbar.
Aber Du, Schmerz, bist tiefer,
Du kennst, verstehst, mich besser,
denn Du warst stets an meiner Seite
von Anfang an - und bis zum Ende.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

HÖHER ALS ZWEISAMKEIT

Die meisten Menschen suchen nicht Gott, sondern die Zweisamkeit. Die meisten Menschen suchen nicht Freude in der Verbindung mit dem Höchsten und dadurch mit dem großen Ganzen, sondern sie suchen Freude in dem Erleben und Pflegen der Zweisamkeit; eine Verbindung, die wir dann Liebe nennen.

Dadurch grenzen wir uns ein und ketten uns den Frust des Unerreichbaren an.

Die Zweisamkeit ist schön, ist aber nur ein natürlicher Bestandteil der Verbindung zum Höchsten. Nur in diesem Zusammenhang ergibt sie sich auf natürlicher Art und Weise und wirkt fördernd, ergänzend, befreiend, nicht einengend, sondern Freude verstärkend.

Ihre zeitweilige Abwesenheit dagegen wird nicht als Druck oder Leiden oder „Einsamkeit“ empfunden, da die wahre Freude grundsätzlich und allein in der Verbindung zum Höchsten, zum Gott, also zur Liebe Selbst, und dadurch innig zum großen Ganzen, liegt.

Du magst ihn mit welchem Namen auch immer nennen, wie Du willst. Aber such unermüdend und offen nach der Bedeutung des Höchsten, des Lebensanfangs, nach dem Anfang und Inhalt der Naturgesetze, dem Leben selbst, der Klarheit, der allem übergeordneten Liebe, und nach der Verbindung zu ihr. Nur im Suchen und, viel mehr, im Finden und Verbinden wirst Du wirklich glücklich sein.

Denn dadurch, in diesem „Zusammenhang“, findest Du auch Dich und die Bedeutung und den Sinn Deines Seins, dessen Erfüllung allein glücklich macht.

Und alles andere, was Dir während dieser Suche bleibend oder zeitweilig wird – ob Zweisamkeit oder mehr, ob Reichtum, Herausforderung oder was auch immer – wird sich nur in diese Grundfreude innig einstimmen.

Che Chidi Chukwumerije

DEN ANDEREN IHRE FREUDE GÖNNEN


Für manche Menschen scheint das Leben ein Wettbewerb zu sein. Besser – oder schlimmer – noch, nicht wirklich das Leben an sich, sondern viel mehr scheint GLÜCK für sie ein Wettbewerb zu sein. Glücklich sein! Also das erfolgreiche Streben nach Glück und Freude. Denn merken sie, daß Du glücklich aussiehst oder wirkst, wollen sie sofort Dir und der Welt beweisen, daß sie glücklicher sind als Du. Dein Glück, Deine Freude, macht sie unglücklich. Glücklich-sein scheint tatsächlich unser tiefstes Bestreben zu sein. Denn alle empfinden intuitiv und wissen es nur zu gut: Der grösste Erfolg im Leben, zumindest das echteste neutrale Erfolgszeichen im Projekt „Leben“, ist die Glückseligkeit!

Der unheilbringende Wunsch, besser zu sein als der nächste, mündet sich also in seiner Essenz per Definition, auch wenn unbewusst, in den Drang, glücklicher zu sein als der oder die nächste. Und dieser Hang trägt in seiner Logik natürlich selbst die Sperre gegen sein eigenes Werden und Ausleben. Also, wenn glücklicher als ein anderer das einzige ist, was Dich als Mensch glücklich macht oder machen könnte, wirst Du verständlicherweise immer im Kern unglücklicher als diese andere Person oder Personen sein.

Darin zeigt sich der ausgezeichnete Humor der Freude, in dem daß sie sich diesen besonderen Schachzug ausgedacht hat, um das Massenglück der Menschen zu sichern, wenn wir selbst es denn wollen: Die Freude pflegt in uns einen inneren Mechanismus, der uns dazu bedingt, uns über den anderen, uns für die andere, uns mit den anderen, zu freuen bzw uns freuen zu können, um dadurch die Basis unserer eigenen Freude zu sichern. Wen die Freude eines Nächsten unglücklich macht, der hat darin das eigene Urteil selbst ausgelöst. Wirklich und dauerhaft glücklich kann so ein Mensch ja nie sein. Seine Missgunst steht seiner Glückseligkeit im Weg.

In einer Welt wo Gruppen anderen Gruppen, Staaten anderen Staaten, sogar Menschen anderen Menschen die Daseinsberechtigung aberkennen; in einer Zeit, in der wir über die sozialen Medien und kraft digitaler Verbundenheit unmittelbaren Einblick in das (pseudo)Privatleben anderer Personen erhaschen können; in unserer neuen Realität, wo sowohl echte als auch gestellte Bilder und Berichte uns täglich bedrücken und beeindrucken, ist es sicherlich ratsam, sich dieser Weisheit zu besinnen: Glücklich-sein ist kein Wettbewerb, sondern ein Gruppensport. Es lohnt sich und es erleichtert uns, wenn wir von Herzen Anderen ihre Freude gönnen.

Che Chidi Chukwumerije

GLÜCKSBRINGER

Wenn Du einsam bist
Rede mit Dir selbst
Dafür musst Du nicht
Warten auf den Herbst

Wenn Dein Glücksbringer
Dir keine Freude bringt
Zünde innerlich eine Kerze
Deren Schein nach Außen dringt

Du bist ohne es zu wissen
Jemandem sein Glücksbringer
Jemandem seine Freude
Seine Stärke, sein Pfadfinder

Sterbe nicht bevor Du stirbst
Lebe während Du lebst
Schenke mir einen tieferen Blick
Wenn Du morgen spazieren gehst.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

LEBENDIG

Geben und geben
Ohne zu empfangen
Dennoch weiter geben

Laufen laufen
Ohne anzukommen
Deshalb weiterlaufen

Schmerz ist ein guter Ersatz für Freude
Hinterfrag nicht immer Deinen Weg
Schmerz ist ein guter Ersatz für Freude.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung