Ein Händedruck ist manchmal ein Türknauf; Drückt der Geist drauf, geht das Herz auf. Augen und Fenster, da gibt’s keinen Unterschied; Ein Blick ist Willkommen, ein Blick ist Abschied. Lange bevor die Worte fallen, Ohne daß irgendwelche Worte fallen, Ist zwischen Euch die Entscheidung schon gefallen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Hände
WORTLOS VERSTEHEN
Dein Schweigen spricht Volumen Deine Augen sind zwei Radiosender Deine Hände bewegen meine Emotionen Wortlos verstehen wir einander. Wird das Schweigen als Brücke reichen? Doch wer kann Brücke mit Brücke vergleichen? Gib mir ein Zeichen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
HÄNDE MIT CHARAKTER
Hände ringen nach Fassung
Hände bringen Erfassung
Hände springen Auffassung
Erzwingen Verfassung
Gesichter können täuschen
Hände nicht
Mitten in den mehrdeutigen Geräuschen
die der Mund spricht
zeigen Deine Hände ohne zu enttäuschen
Deine inneres Gedicht.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
TASTSINNIG
Das Licht war aus Die Nacht war angeschaltet Die Hände zu Haus in Wanderlust freigeschaltet Sie tasteten sich auf und abwärts und aus und wieder einwärts, auf der Suche nach Deinem Herz. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
BIS WIR UNS WIEDER BERÜHREN KÖNNEN
Daß ich nun verzichten muß
auf den längst aufblühenden Kuß,
Schatz, trifft mich besonders hart.
Daß ich nicht mehr halten kann
Deine zarte Hand, wie einst fast getan,
Herz, hat eben mein Herz erschwert.
Drum, um so mehr, bitte schenk mir
das innigste wesentlichste Teil von Dir
in jedem Augen-Blick und in jedem Wort.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
LUSTHÄNDE
Meine Hände haben Lust
am Wandern
am Heben und Halten
am Falten, am Entfalten
Unter dem Hautkleid meiner Hände
wohnen je sechs Männer
Meine Hände haben Lust
am Handeln
am Suchen und Entdecken
am Finden und am Verstecken
unter den Deckmantel des Tastsinnes
Sinne ohne gemeinsame Nenner
Streicheln, fausten, schlagen, greifen
reiben, ruhen, glätten, kneifen
beten und bitten und gebieten. Mitreifen,
mitreden, mitfragen, mitbegreifen
Meine Hände haben Lust
am Wundern
am Nehmen und Geben
am Wissen, und am eigenen Leben
Unter der rauen Oberfläche
Lebt ein charaktervoller Wahrheitserkenner.
– Che Chidi Chukwumerije (22.02.2020)
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

HÄNDE
Händeringend
Händesingend
Mit unseren Händen reden wir
Mehr als mit jedem anderen Spiegel
Selbstgespräche
Wenn ich runter schaue
Was ich immer sehe: Meine Hände
Meine treuesten Gesprächspartner
Unsere Hände sind unsere Selbstbilder
Sie sind die Teile von uns, die Schilder
Die wir meistens zu Gesicht bekommen
Möchte das Leben uns was aushändigen, sagen
Über uns, dann hat es nur unsere Hände
Als Botschafter. Hand als Leinwand.
Empfindung begreifen wir nicht mehr
Doch unsere Hände greifen danach
Händeringend, händedringend, ohne Weissager
Oder Palmleser. Hände als Bezeichnungspartner
In tausend Selbstgesprächen –
Auf zwei Projektionsflächen.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
