Sie zeigen alle Haut zeigen keine Seele Die Oberfläche hat uns die Tiefe geklaut. Schön ist die Blume, heilend ist das Kraut Sein Versteckt-sein zählt zu seinem höchsten Reichtume. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Haut
SICHTBAR
Ich bin so sichtbar
Alles, was Du siehst, ist
daß ich da bin. Mehr nicht.
Alles andere –
Meine 1001 Nächte
verblassen wie Monde im Licht.
Meine Haut lenkt
Deinen Blick auf mich und
lenkt Deinen Blick von mir ab.
Deine Augen ziehen mich aus.
Meine Unsichtbarkeit ist
das Sichtbarste, was ich hab.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
BEIM HÄUTEN DER GESCHICHTE
Ich sah viele helle Häute und viele Graduierungen heller Haut Abstand nehmen von schwarzer Haut mit Stolz und Scheu und Abscheu. Und sie taten mir fast Leid, aber nur fast, denn ich kannte ihr Geheimnis alle - Zieht man die Schichten ab, eine nach der anderen, findet man verborgen tief in ihrer Geschichte, weit weit zurück, Schwarze Haut. Die Zukunft kann die Vergangenheit nicht ändern, die Vergangenheit die Zukunft schon. Kommendes kann Geschehenes nicht verdecken, wird aber von ihm enthüllt. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
UNTER DER HAUT
Ich mußte diesmal lang hinein hören um Dich in mir herauszuhören denn ich bin meinungsstark und laut unter meinem Schweigen über meine Haut Wer bist Du? Unter Deiner Haut. Wie viele Personen sind darunter verstaut? Darf ich da rein? Ich will nicht stören. Nur wissen, ob wir innerlich zusammengehören. Das Eindringen könnte Schichten zerstören und versteckte Gedichte heraufbeschwören. Farben haben uns die Sicht verbaut. Unter der Haut aber ist mir alles vertraut. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
VIELFALT DER MENSCHHEIT
Wir sind so verschieden –
Fünf Hautfarben genügen nicht,
um Vielfalt zu wiedergeben.
Ein Regenbogen reicht nicht aus,
um unsere Lichter zu widerspiegeln,
wenn wir uns der Sonne öffnen.
Wir sind aus verschiedenen Empfindungen geboren,
aus unterschiedlichen Gedanken gekleidet
und verkörpern jeder ein einzigartiges Bewusstsein.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
AUSZÜGE AUS MEINEM LEBENSWEG
Ich zog meine schwarze Haut aus
und dadrunter war eine weiße
Ich zog meine weiße Haut aus
und dadrunter war eine rote
Ich zog meine rote Haut aus
und dadrunter war eine braune
Ich zog meine braune Haut aus
und dadrunter war eine gelbe
Ich zog meine gelbe Haut aus
und dadrunter war,
wieder,
eine schwarze.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
HAUT
Haut ist laut
Vertraut
So vertraut
Sie klaut uns den Einblick,
verbaut uns fein den Eintritt
in die Welt unter der Haut
Gleichart ist nicht immer Gleichart
Unter der Haut …
Umgekehrt.
Welten und Welten von Geheimnissen
sind dadrunter verstaut.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
LANGSAM IN DICH HINEIN
Und dann fallen
Plötzlich immer mehr
Tröpfchen auf deinen Bauch –
Dein Atem wird tiefer
Räuspert wie ich im Rauch
Ein kleines Flüstern
Nein, ein Hauch…
Und rollte und rollte und rollte
Langsam in Dich hinein
Tröpfchenguß.
Hautnah, dein Kuss.
Frag nicht warum, denn ich muss.
– Che Chidi Chukwumerije.
