Ich höre nicht so gut wie ich sehe Deine Worte bedeuten mir wenig Taten sind alles, was ich verstehe Wenn ich sie sehe, werde ich hellhörig. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Hören
VERINNERLICHEN
Ich könnte Dir alles sagen Du würdest trotzdem nichts sehen Wo meine Worte fallen im Garten der Ideen Außer Fragen, die klagen im Magen Deshalb sage ich nichts Damit Du in meinem Schweigen mich hörst Denn sollte ich sagen: Du störst Störte ich Dein Verinnerlichen meines Gedichts. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ERWACHSENENHERZ WAR MAL KINDESHERZ
Hast Du mal ein Kindesherz sprechen gehört?
Es spricht nicht mit Worten.
Wer nur die Worte hört, hat nicht gehört,
und wird geben nur halbe Antworten.
Nur das Herz kann das Herz sagen hören,
wozu der Kindeskopf noch keine Worte hat –
die Sorgen, die das Kind wirklich stören –
und es weise beruhigen mit Wort oder Tat.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
SCHWEIGSAM
Die Worte werden zu viel Meine Seele ist am Limit Sie kommen zu schnell Ich komme kaum mehr mit Sie tönen so laut Ich kann sie kaum mehr verstehen Wenn ich schweig, flutet meine innere Stimme mich mit Ideen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ZUHÖREN
Ich habe ein großes Bedürfnis nach Schweigen, nach einem großen randlosen Schweigen ohne das Geräusch von Mensch oder Technik, von Tieren oder Elementen oder Gedanken. Ein Schweigen so tief, daß ich in seinen Armen meine allererste, älteste, ur-sprüngliche Empfindung wieder vernehme, aus der ich gesprungen bin, aus der ich geworden bin. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
UNTER DER HAUT
Ich mußte diesmal lang hinein hören um Dich in mir herauszuhören denn ich bin meinungsstark und laut unter meinem Schweigen über meine Haut Wer bist Du? Unter Deiner Haut. Wie viele Personen sind darunter verstaut? Darf ich da rein? Ich will nicht stören. Nur wissen, ob wir innerlich zusammengehören. Das Eindringen könnte Schichten zerstören und versteckte Gedichte heraufbeschwören. Farben haben uns die Sicht verbaut. Unter der Haut aber ist mir alles vertraut. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DER NACHTMUND
Lärm.
Der Baum hört seine Gedanken, seine Blätter, nicht mehr.
Lärm.
Das Herz hört das Rauschen seines Botschafters, seines Blutes,
nicht mehr.
Denn die Nacht ist angebrochen.
Mit ihren Millionen Stimmen der Dunkelheit.
Der Mund ist aufgegangen –
Im Märchenwald hört man‘s klarer.
Augen zu. Gute Nacht.
Und morgen alles wieder vergessen.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung