Wieviel Prozent unserer Gesellschaft Bringt sich nicht ein? Wie viel Prozent Deiner Gedanken Schlafen täglich ein? Wie viele Menschen leben unter uns Aber nicht mit uns? Wie viele Deiner Empfindungen Wie viel Deines Tuns Stimmen mit einander nicht überein? Vielfalt braucht Integration Diversität braucht Inklusion Nation braucht Union Gib mir die Chance und ich bring mich ein. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Integration
INTEGRATION 2
In kleinen Mengen
Schluckt mich
Die Seele der Nation
Verinnerlicht sie mich?
Völkerspeise
Bleibt von mir was übrig?
Und der Gesellschaftsgeist
Wie Yggdrasil wächst, gedeiht
Und nimmer ergraut und nimmer ergreist
In meinem Inneren dem Neuen geweiht.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
UNGENÜTZTES POTENZIAL
Wie viele Träger der Zukunft Deutschlands
laufen ziellos herum,
mit dem großen unsichtbaren Stempel
auf ihrem Rücken:
AUSLÄNDER?
Deutschland, schaue in den Spiegel
Erkenne Deine Stärken –
die sehen heute vielleicht manchmal
ein bisschen anders aus als einst gestern
aber sie sind Deine Stärken.
Erkenne Dich.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
IN MITTEN DER GESELLSCHAFT
Ich greife nach der Gesellschaft
Wie ein Kind nach seiner Mutter greift
Wir ein Ertrinkender, den ein Halm streift
Wie ein Träumer nach einem Gedanken,
den er fast begreift –
Und er schleift und schleift an seinem Begreifenkönnen,
bis er nach und nach heranreift
und wird selbst zur Antwort seiner eigenen Frage
und einem neuen Teil seiner Gesellschaft.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
MINORITÄTEN
Jede Gesellschaft hat einen Saum,
einen Rand an seinem Außenraum,
weder Abschaum noch nur Schaum;
ein festes Glied, aber klein. Ein Daumen.
Ein Schweigen mit feinem Gaumen.
Alles sehend, alles riechend, alles hörend
Alles meidend, und ergänzend, und störend
Von allem ausgeschlossen, zu allem dazugehörend.
Eine Anklage gegen das Weltgewissen
Eine Infragestellung unseres Begriffs von Wissen:
Warum ist jede Gesellschaft hin- und hergerissen
Zwischen Toleranz und Haß?
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
NEULAND
In den Brillen meiner Mitmenschen
erkenne ich, täglich,
daß ich noch Neuland betrete –
Lange nach dem ich Fuß fasste.
Der überraschte Blick überrascht mich
Der irritierte Blick motiviert mich
Der verwirrte Blick ist klarer als gedacht
Klarer noch als der böswillige Blick.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DIE FARBEN DER ERDE
Meine Gedanken reisen nach Hause
in die Vergangenheit – Alle, die
mit mir einst die rote Nigerianische Erde
mit ihren nackten peroxidischen Sohlen druckten, die kommen meinen
heimreisenden Gedanken heute Nacht entgegen
und fragen mich, wie es denn ist, dort,
in der Zukunft, in einem Fremdland.
Ich sage ihnen, der Himmel ist blau,
die Sonne ist milder aber es ist die selbe Sonne,
die die äquatoriale Luft entzündete,
und unser Mond lebt auch hier mit mir.
Nur die Erde, die rote Erde, sie fehlt…
Hier ist der Boden braun
und ich bin, nach zehn Jahren, immer noch dabei,
mich daran zu gewöhnen.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
UNVERMEIDBARE SCHMERZEN
In einander gehen
Oder sich voneinander trennen
So oder so
Es wird schmerzen
Zur Integration
Müssen alle Ja sagen
Zur Separation
Kann einer die Entscheidung tragen
So oder so
Es kommt von Herzen
Gewinne und Verluste
Es wird schmerzen.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
INTEGRATION
Kein Mensch wollte mich
deshalb gab ich ihnen Dich
und sie liebten sich
denn Du mein äußeres Ich
spiegelst sie gut bildlich
oberflächlich
und versteckst problemlos mich.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
DIE SAAT IST AUFGEGANGEN
Die Saat ist aufgegangen
Der Haß ist aufgestanden
Das Licht ist ausgegangen
Die eingehämmerten Zerrbilder
Generationenlang verdrehte Schilder
Ihre Augen werden täglich wilder
Es war eine Lüge die ganze Zeit
Sie wussten ganz genau die ganze Zeit
Von den Taten ihrer Eltern Eltern Bescheid
Sie wollen sie in heutiger Zeit wiederholen
Sie lassen freudig die Lachmasken fallen
Wagen sich endlich raus mit den Krallen
Man schämt sich für sie
Denn selbst schämen sie nie
Was noch beschämender ist – und wie.
Wie überbrücke ich gezwungene Ferne?
Wie tue ich herzlich, was ich tue gerne?
Laterne, Laterne, Sonne, Mond & Sterne.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung