Wenn Du ahnungslos, freundschaftlich, mitten unter Feinden gehst, naiv und ungeschützt da stehst… denn für Dich ist es selbstverständlich: Hier sind sie alle Mensch und menschlich… Welche Engel beschützten uns ungesehen? Wir merken das Wunder nicht; trotz Dunkel scheinet das Licht. Der Verstand kann es nicht verstehen, Du überlebst und Dir ist nichts geschehen. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Kindlich
JUNG BLEIBEN
Jung bleiben wie jene Erinnerungen der Kindheit, die nicht mit altern, wo Freunde ihr kindliches Lachen heute noch behalten wie am Anfang der Zeit. Freude im Bauch. Bei allem, was kommt, auch Frische einverleiben im Laufe der Zeit Jung bleiben wie die Kindlichkeit. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
EIN STINK NORMALER ABEND
Kinderstimmen wie Straßenschilder
Ihr Lachen wie Laternen in der Nacht
Ihre Augen spiegeln vergessene Bilder
aus meiner Vergangenheit aufgewacht
Auch ich habe einst so glücklich gespielt
mit einem Bruder – der lebt nicht mehr.
Im Wirbelsturm der Erinnerung aufgewühlt
wird mir das Schwere leicht und das Leichte schwer.
Der heutige Abend ist so stink normal
Ihr werdet ihn wahrscheinlich vergessen –
Und doch ist Normal dafür ideal,
zu bleiben für immer unvergessen.
Ein Wort wird reichen, oder ein Lied
Ein Lachen, ein Geruch, der Euch mit uns verband –
Nach dem Euer Elternpaar lang verschied
und dieser Alltag für immer verschwand.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DER HIMMEL HÖRT NICHT AUF
Er saß neben mir im Auto
Ich fuhr
Ich nahm heute einen neuen, längeren, Weg
Durch den Wald…
Ist das mein Wald, rätselte er laut und nachdenklich?
Ich schmunzelte
Dann verschwand ohne Warnung der Wald
Und er schaute nach oben mit aufleuchtenden Augen
Es war ein wunderbarer hellblauer Morgen ohne Wolken
Er staunte
Dann sagte er voller Bewunderung:
Der Himmel hört nicht auf.
Gel, Papa? Der Himmel hört niemals auf.
Ich brachte ihn zum Kindergarten
Und beschloß
Ihm diese seine Worte in einem Gedicht zu verewigen
Für die Zeit, wenn er längst kein Kind mehr ist.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
AUF SEINEM RÜCKEN
Mir fehlt Schwimmbad
Blau. Der Geruch vom Chlorwasser.
Mir fehlt Kindheit. Kindlichkeit.
Mein Vater schwamm seine Bahnen,
Brust, trug auf seinem Rücken
mal mich, mal meinen Bruder, mal
meine Schwester, obwohl sie Angst hatte.
Mir fehlt das laute Geschrei, das
Lachen und das kindliche Bitten:
Bitte, Daddy, noch einmal.
Ich bin froh, daß er lebte
daß er mich auf die Welt brachte
daß er schwimmen konnte
und daß er mich auf seinem Rücken trug.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
BERGSPAZIERGANG
Wir liefen wie zwei Kinder
Weit entfernt von der Welt von Tinder
Tauschten unschuldige Gedanken
Und dafür möchte ich mich noch bedanken
Für das gemeinsame Aufsaugen der Natur
Und die Neubelebung der Kindheit
Ohne Uhr, Berge nur, jede Spur Freude pur
Geheilt der Erwachsenenblindheit.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Jahr der deutschen Dichtung
EINFACH SEIN
„Einfach“ – so ein einfaches Wort
Schwer zu deuten, wenn man zu viel denkt
Das Natürlichste, Heim, Herd, Hort
Himmel und Erde kindlich uns geschenkt
Ich horche wundernd im stillen Ort
Den weisen Reigen des Unwichtigseins
Ich höre allumfassend tiefe Antwort
Mit Einfachheit des Einmaleins.
– Che Chidi Chukwumerije
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2019:Das Jahr der deutschen Dichtung
Ganz nebenbei, falls es jemanden interessiert oder einer sich fragt, was ich da so tue: Ich werde dieses Jahr täglich auf Deutsch dichten und auch posten in meinem Blog http://www.chechidi.me und auf Facebook und an anderen Stellen vielleicht auch. Wer will, darf gerne kommentieren, bewerten, sogar Wünsche äußern. Der Grund, warum ich das tue, ist ganz einfach. Es fließt gerade.
