DER ERSTE EINDRUCK VERFEHLT

Die üblichen Blicke,
wenn er vielerorts erscheint,
eine schwere, harte, dicke
Spannung, die alle dort vereint
auf einer Seite, er allein auf anderer,
mehr als nur ein fremder Einwanderer.
Ein Unterklässler, vielleicht ein Feind.

Der erste Eindruck verfehlt.
Unser Land ist nun voller Schrott.
Der erste Eindruck quält.
Eine hämische Portion Spott,
ein klammer Unterton der Feindseligkeit.
Wäre jetzt tückisch jede Art Geselligkeit?
Das weiß nur der Liebe Gott.

Er spricht, macht, weder langsam noch flott.

Er scheint die Spannung nicht zu merken,
und doch scheint sie ihn dadrin zu stärken,
weiter zu sprechen mit Worten und Werken.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DIE STUNDE DER SCHWACHEN

Gedanken wie Hintergrundgeräusche
die die aufkeimende Empfindung stören -
Ich kann sie weder hören noch hellhören

Aber ich kann sie sehen, hell, sehen
wie sie schweigt, Mutter meiner tiefsten Ideen,
jedes Mal, wenn ich sie enttäusche.

Und ich kann sie hören, sehen, spüren
wenn ein Tausend wirre Gedanken
mich nicht bringen können zum Schwanken.

Die Wunde der Starken ist die Stunde der Schwachen
und umgekehrt. Das System muss was machen
wenn Gegensätze sich berühren.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

SOLIDARITÄT MIT ALLEN SCHWÄCHEREN

Wir sollen nun kalt duschen –
Das ist bereits eine kalte Dusche,
denn nicht alle werden kalt duschen.

Im Osten führen die Russen
Krieg gegen die Ukrainer.
Aus Solidarität führen im Westen
die Reichen Krieg gegen die Armen.

Hauptsache am Ende des Krieges
sind die Mächtigen mächtiger,
die Schwachen schwächer, die Reichen
reicher und die Armen ärmer. Überall.

Wir sollen nun kalt duschen –
Das ist bereits eine kalte Dusche,
denn nicht alle werden kalt duschen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

GLEICHNIS

Mehr Menschen werden arm werden
Weniger werden reich
Die Armut breitet sich aus auf Erden
Und macht am Ende alle gleich.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

RANDNOTIZ

Immer mehr Menschen
sitzen nachdenklich am Straßenrand,
denken über den Weg nach,
der für sie endete hier am Straßenrand

Wie wann wo lief es schief
mit dem Geldsystem in unserem Sozialland?
Das Geld verdampft wie Wasser nach Oben,
hinterlässt, unten, ausgetrocknet, das Land.

Und wieder überall Dichter und Denker,
die versuchen vergebens mit ihrem Verstand
zu verstehen, warum die Armut steigt
unter Menschen, die arbeiten mit Herz und Hand.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

KÄMPFEN

Nicht, wer kann mir helfen?
Sondern wie kann ich mir selbst helfen?
Das ist die Frage, die einzige Frage
Weiter bringt dich keine Klage.

Wie viel Geld brauchst du
Um aus der Unterschicht heraus zu klettern?
Genau so viel, um es gut zu
Haben in der Unterschicht Brettern.
Wenn nur diese Gedanken nicht da wären
Stolz und Schmerz lassen sich nicht erklären.

Überleben ist eine Funktion der Wahrnehmung
Das Gleiche, Hoffnung. Das Gleiche, Lähmung.
Das Gleiche, kämpfen ohne aufzugeben
Und mit allem klar kommen in deinem Leben.

– Che Chidi Chukwumerije.