Mein Herz behält gerne für sich, was meinen Verstand nichts angeht - und das ist wortwörtlich unbedenklich. Der Kopf schadet nicht, was er nicht versteht. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Kopf
DIE GEDANKEN SIND UNFREI
Die Gedanken sind unfrei, gebunden an Neigungen, an Hängen und an Lastern, an Wunden und Erinnerungen - Die Gedanken sind unfrei, gefesselt an Vorurteilen, an Voreingenommenheiten, gewurzelt in festen Erdteilen. Die Gedanken sind nicht frei, wie Monde kreisend festgehalten im Bann Deines inneren Selbsts, deren Sinn sie immer enthalten. Die Gedanken sind nicht frei und sie machen nicht frei - Nur das Herz kennt die Kunst der wahren freien Fliegerei. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
FERNE SIRENEN
In der Dichtung wirkt Magie, denn kindliche Poesie umgeht die schwer analysierende Energie kopfgenagelter Akademie, die zersägt und verdreht. Klug. Die Menschheit ist so klug. Zu klug für Einfachheit. Der Verstand ist sich selbst genug, doch niemals genug für den Höhenflug innig feinster Innerlichkeit. Manchmal nach beendetem Gedicht starre ich aus dem Fenster. Heute sehe ich Toronto‘s Gesicht, leise Hochhäuser im milden Sonnenlicht und ferne Sirenen wie Gespenster. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
HERZ-KOPF-INTERNET
Ich stieg heute
kurz
aus meinem Geist
in meinen Verstand und merkte sogleich
daß der Kopf Jahrelang Pläne gemacht hat
die keinerlei Bezug hatten
zu dem tatsächlichen Verlangen in der Seele.
Das Gehirn ist so realitätsfern.
Hat keine Ahnung, was im Herzen los ist.
Was ich wirklich will
Wer ich wirklich bin
Tief in mir
Wie zwei Menschen
in zwei unterschiedlichen Ländern
ohne Internetverbindung.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
FLÜSTERN
Flüstern
Damit unsere Gedanken nicht hören
Was unsere Empfindungen schwören
Damit unsere Gedanken nicht stören
Flüstern
Damit unser Verstand nicht laut auffängt
Was unser Geist leise empfängt
Damit der Kopf den Geist nicht bedrängt
Flüstern
Weil immer wenn die Schöpfung schweigt
Die Natur dann zum Enthüllen neigt
Irgendwas, was sich nicht gerne zeigt
Weil Geheimnisse nur leise singen
Wenn sie singen von schönsten Dingen
Die zärtlich nur ins Intimste eindringen,
Flüstern.
– Che Chidi Chukwumerije (18.01.2020)
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

SPRACHLOS
Herz reicht noch nicht aus
Zum Artikulieren
Kopf reicht noch nicht aus
Zum Empfinden
Sprachlos mag ich sein
Doch nie ohne Empfindung
Das Feuer in mir.
Sprachlos mag ich sein
Aber nie ohne Empfindung
Das Feuer in mir.
– Che Chidi Chukwumerije.
