Ein Tag Zuhause fühlt sich manchmal wie ein Es-war-einmal an Ein anderes Zuhause fern fern fern von hier rückt fühlbar näher ran… Ein Tag Zuhause wie im Paradiesgarten der Dich neu starten kann. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Kraft
ICH BESUCHTE DEIN INNENLEBEN
Ich besuchte Dein Innenleben eines Tages, als Du abwesend war, und ich geriet in ein Herzbeben, das wütete unstet, unberechenbar - Grund für sein Auslösen war unklar, denn Du warst ja nicht zugegen. Sag, brennt es andauernd in Dir? Wann wird sich Deine Unruhe legen? Ich hinterlass jetzt ein Teil von mir in Dir, wie Tinte als Gedicht auf Papier. Irgendwann kommst Du wieder nach Hause und findest anwesend die innere Kraft, Ruhe zu wagen, Frieden, eine Pause zu machen, denn die Stille verschafft Dir die Krönung Deiner Wanderschaft. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
KRAFT ZUM WEITERMACHEN
Besuche so oft Deinen Schmerz bis er nicht mehr so sehr schmerzt, daß Du ihn fürchten musst. Sei Dir Deiner Stärke bewusst: Wer aus dem Unerschöpflichen schöpfen kann, dem hat sich eine Wunderkraft aufgetan. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WIE FRÜHLING
Ich lasse mich nicht herunterziehen Wäre ich kein Mensch, wäre ich der Frühling Täglich mich hochziehen, mich anziehen Du darfst mir dabei zusehen In mich hineingehen Kraft holen, in die Welt hinausziehen Farbig, färbend, drängend wie Frühling. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DER UNSICHTBARE FLUSS
Wenn ein Regenbogen farbenleer ist
wie ein hohler Becher ohne nichts
eine Sonne ohne Licht, sie erhitzt
heimlich und reimt sich stolz auf nichts
Du erlebst einen völlig leeren Tag
ohne Licht, Farbe, nichts. Doch zum Schluß
bist Du abends voll. Mit Wasser labst
Du Dich nicht, doch erfüllt Dich ein Fluß.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
PAUSE
Auch der Gehstock braucht
Eine Wand zum Anlehnen, der Baum
Braucht die Nacht zum Abkühlen,
Der Vater braucht die Erinnerung
An seinen Vater, um seinem eigenen inneren Kind
Eine Schutzempfindung zu vermitteln. Ich kann
Nicht immer Kraft spenden; ich
Muß mich von Vielem abwenden an
Meiner Lebensphase Abenden. Es sind
Keine Launen. Ich brauche einfach nur
Ab und zu meine Ruhe, aus der ich
Neue Kraft und Orientierung schöpfe.
Wem das nicht passt, dem passiert es zurecht.
– Che Chidi Chukwumerije.
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
UNSERE GRENZEN
Weit weit
Wie Ort des Urknalls
Kante des Geschehens
Leben
Weit weit dehnt sich
Weiter mein Herz aus
Jedes Herz, das ich einst rührte
Ist noch unterwegs nach Haus
Jeder Freund, der Abschied nahm
Spür ich noch hier Zuhaus
Wie weit noch, dein Ufer?
Bald gehen mir die Kräfte aus.
– Che Chidi Chukwumerije.
