Sinn gestern ist heute sinnlos. Was ist Wirklichkeit? Macht macht machtlos. Wissen stimmt unwissend. Wo findet das Leben statt? In dem, was ein Mensch ist Oder in dem, was er hat? Du würdest fast denken, die Mächtigen sind wirklich mächtig, nur weil sie die Wehr- und Mittellosen brandmarken als verdächtig. Manchmal wohnt ein Lächeln in Dir. Du weißt nicht weshalb, warum, woher. Es hat keine Meinung zu Weltthemen. Als käme es - und Du - von irgendwo anders her. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Lächeln
NEUE BLUMEN
Immer wieder blühen neue Blumen im Garten Deiner Seele Ich merke es an dem neugierigen Blick, den wir überrascht tauschen, wie zwei Fremde allein in einem Fahrstuhl, der langsam nach oben fährt. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
LÄCHELN
Innenleben ist das einzig wahre Leben
Ohne Innenleben
Kein echtes Geben
Kein ehrliches Vergeben
Nur Lächeln ohne Augenlicht
Wie jene Plastikblumen in der Innenstadt
die ständig und kalt immer lächeln
egal ob es regnet oder die Sonne scheint
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ERNSTE GESICHTER
Morgen gehe ich hinein in die Welt –
Jedem, dem ich begegne,
schulde ich ein Lächeln. Ihr werdet
es aber nicht auf meinem Gesicht sehen
denn ich habe gelernt: niemals
bin ich nackter
und ungeschützter
als in dem Moment, an dem
ich Dir das immerwährende Lächeln zeige,
das sich hinter meiner Maske verbirgt.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
EIN SCHEUES LÄCHELN
Eine schüchterne Sonne ist zuweilen alles
was Du an Wärme brauchst.
Du musst sie nicht mal sehen. Fühlen
reicht, damit Du zögernd auftaust
und wie die Sonne lächelnd auftauchst.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
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LÄCHELN
Ihr Herz war ein aus Bambus
geflochtener Korb voll mit reicher Erde.
Es behielt das Lachen, ließ die Tränen
durchsickern aus jeder Beschwerde
und ihre Blumen nannten wir Lächeln.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
ES WAR EINMAL EIN LÄCHELN
Es war einmal ein Lächeln
Ungeschützte Fackel im Sturm
Tapfer lächelnd dennoch, warm.
Der erste, der auf es schoss
War wegen seiner Andersart erbost
Schloss das Herz vor Gewissen, Schmerz.
Die zweite, die schoss aus Rache
Denn sie rief es mit einem Locklachen
Es erwiderte, wich, mit nem Lächeln zurück.
Die nächsten, die hassten das Lächeln
Einfach so. Liebten nur Macht.
Lächeln war gedacht als Machtspielchen
Locklächeln als Mittel zum Endziel
Auch der Hass kann lächeln, kalt und viel
Der Griff ist kalt. Der Topf wut-heiß.
Doch alle unterschätzen das Lächeln
Das echte, starke, warme, menschliche.
Letztes Lebenszeichen der Geistesfackel
Es wird sich diesmal wehren.
Als letzter Überlebender Gestern‘s Lehren
Wird es anstecken, und sich vermehren.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
VORHÄNGE
In Ihrem Universum
Wohnt die Sonne drinnen, nicht draußen
Sie braucht die Vorhänge nur aufzumachen
Ein Lächeln
Ein herzgefülltes Lachen
Ein Aufleuchten ihrer Augen
Sie braucht die Vorhänge nur aufzumachen
Einmal hinter jedem Vorhang
Verbarg sie je einen Hang
Nach Vorurteil, nach Selbstsucht
Und so weiter, und manch eine Sucht
Ihre Mimik, Lächeln, Gestik, Fratze
Gehören alle nur zu ihrer Gesichtsmaske
Dann kam eines Tages fröhlich
Ihren Weg entlang
Das Leben spazieren gehen
Und lächelte sie an
Kurz stockte sie, dann plötzlich
Öffnet sich jeder Vorhang
Und ich sah eine Sonne aufgehen
Und sie strahlte uns warm an.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
FLÜGE DES MORGENS
Es war einmal ein guter Morgen
Hell wie Glocken, denn Glocken
Sind glücklich wie ein Kind ohne Sorgen
Der Morgen war das lachende Kind
Der Schöpfung –
Staunend schaute der Morgen
Aus tausend träumenden Augen heraus
Auf Gedanken, die lange verborgen
Im Tal der Nacht sich nach Licht sehnten
Und der Morgen fühlte sich geborgen
Auf den Flügeln seiner eigenen Kindlichkeit –
Und während die Sonne,
Vater des Morgens, stieg und strenger wurde
Und in den Menschenaugen
Der Morgenglanz langsam ersetzt wurde
Durch Menschenblick, seufzte sanft
Und freundlich der träumende Morgen
Ein letztes langes leises Mal
Genoß den Augenblick…
Und ahnte das Ende seines Lebens.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
EIN LÄCHELN HAT MICH GERETTET
Ich weiß nicht, wie es anfing
Denn der Anfang, wie immer, entging
Der Beobachtung meines grübelnden Verstandes
Volksmündlich als schlechte Laune gekannt
Fachchinesisch Depression genannt
Alles Uninteressantes
Was ist das? Eine Blume?
Was ist das? Ich will keine Sonne
Ich bin stark genug ohne
Trotzig, stutzig, muffig wie ein Kind
Seele in ihrer Nacht tief und blind
Eingebettet, angekettet
Und dann traf mich Dein Lächeln warm
Guten Morgen, Mensch, nimm meinen Arm
Ich habe Dich gerettet
Ich bin ein Lächeln, und Blume
Ich bin ein Lächeln, und Sonne
Ich bin ein Lächeln, zweifelsohne.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung