Wir lachen, obwohl wir ernst sind - Wir lachen, weil wir ernsthaft sind - Zu ernstlich, zu schwer, zu intensiv, deshalb lachen wir, mildernd, defensiv. Wir schweigen, obwohl wir viel zu sagen hätten, denn Worte schmiegen oft die schwersten Ketten - Und sollten wir fallen, wer könnte uns noch retten? Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
Lachen
LACHEN
Weil es nichts Besseres gibt als Lachen Weil es nichts Schlimmeres gibt als Lachen Weil es nichts Ehrlicheres gibt als Lachen Weil es nichts Falscheres gibt als Lachen Weil es nichts Wärmeres gibt als Lachen Weil es nichts Kälteres gibt als Lachen Weil es nichts Einladenderes gibt als Lachen Weil es nichts Abstoßenderes gibt als Lachen Weil es gibt Verbindenderes gibt als Lachen Weil es gibt nichts Trennenderes gibt als Lachen Weil es nichts Beruhigenderes gibt als Lachen Weil es nichts Irritierenderes gibt als Lachen Weil es nichts Integrierenderes gibt als Lachen Weil es nichts Ausgrenzenderes gibt als Lachen Weil es nichts Kindlicheres gibt als Lachen Weil es nichts Älteres gibt als Lachen Weil es nichts Männlicheres gibt als Lachen Weil es nichts Weiblicheres gibt als Lachen Weil es nichts Menschlicheres gibt als Lachen Weil es nichts Unmenschlicheres gibt als lachen lache ich manchmal mit und manchmal schweige ich. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
EINMAL AM TAG
Lächeln entfacht Lachen zum Leben gebracht Ein Augenblick der Kindlichkeit einmal am Tag - der Güte, der Lieblichkeit - was das Herz so mag. Denn der Schmerz wird kommen Deine Sicherheit wird Dir verletzend weggenommen. Doch einmal am Tag, kurz aber heiter, geht mit einem Lächeln Dein Leben weiter. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DRIN
Ich bin drin Es macht keinen Sinn Dich noch zu zu machen Ich bin schon drin Ich wohne in Deinem Lachen Ich höre mich hallen und nachhallen wie ein Gefühl in Deinem Bauch und ein Klopfen in Deinem Herz auch. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WIR LACHEN ZU VIEL
Wir lachen zu viel über Sachen, die viel zu wenig bedeuten - Scheuen das denkende Alleinsein, freuen uns über Teilsein der verzweifelten Meuten, die nicht wissen wollen, was wir dabei missen. Denn oberflächlicher Zugang zu den Leuten macht uns innerlich einsam, gleichsam diese Schmerzen uns wechselwirkend rettend häuten. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
WANDELNDE WUNDEN
Wir sind alle wandelnde Wunden Nur bei manchen Menschen Sind die Wunden tiefer als bei anderen So tief, Du würdest nie denken Sie horten im Tiefsten schweigend Wunden Die innerlich bluten Und äußerlich lachen und grüßen Und immer stark sind. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DAS LACHEN DEINES HERZENS
Manchmal läufst Du viele Meilen, an vielen allein laufenden Menschen vorbei, und bist gefühlt immer noch allein. Manchmal singst Du viele Lieder, in mitten vieler schweigender Menschen, und hörst immer noch keinen mitsingen. Manchmal liebst Du viele Menschen, überlässt jedem ein Stück von Dir und bekommst nichts Greifbares zurück. Dennoch lachst Du morgen wieder, denn das Lachen Deines Herzens ist das einzige, was Dich noch am Leben hält. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DA, WO DAS LACHEN BEGINNT UND STIRBT
Ich habe schon viele Menschen getötet.
Nicht körperlich.
Da, wo es weh tut, wo es wütet,
Wo die Wunde still ist und unerreichbar,
Do, wo der Schmerz unüberwindbar ist
oder zu sein scheint.
Seelisch.
Ich habe schon viele Menschen wiederbelebt.
Nicht physisch.
Da, wo das Leben beginnt, innerlich,
Beginnt als Selbstvertrauen, als Lust,
als Sehnsucht, Freude, Hoffnung, als Drang.
Geistig.
Mögen meine guten Taten meine bösen ausgleichen.
Ich wurde schon von vielen Menschen getötet
Ich wurde schon von vielen Menschen wiederbelebt
Nicht irdisch
Da, wo Menschen sich treffen,
wenn Menschen sich treffen,
im tiefsten Inneren.
Und äußerlich hat keiner was gemerkt.
Außer am Lachen und an seinem Fehlen.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
LACHEN
Ich träumte heute von einem Gefangenen
der selbst sein Gefängnis war und
gerne daraus brach
denn ich wohne in meinem Trauern
doch mehrmals am Tag entfliehe ich ihm
immer wenn ich lach.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
VORHÄNGE
In Ihrem Universum
Wohnt die Sonne drinnen, nicht draußen
Sie braucht die Vorhänge nur aufzumachen
Ein Lächeln
Ein herzgefülltes Lachen
Ein Aufleuchten ihrer Augen
Sie braucht die Vorhänge nur aufzumachen
Einmal hinter jedem Vorhang
Verbarg sie je einen Hang
Nach Vorurteil, nach Selbstsucht
Und so weiter, und manch eine Sucht
Ihre Mimik, Lächeln, Gestik, Fratze
Gehören alle nur zu ihrer Gesichtsmaske
Dann kam eines Tages fröhlich
Ihren Weg entlang
Das Leben spazieren gehen
Und lächelte sie an
Kurz stockte sie, dann plötzlich
Öffnet sich jeder Vorhang
Und ich sah eine Sonne aufgehen
Und sie strahlte uns warm an.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
