ABFLIEGEN ABWIEGEN

Wie weit soll ich fliegen
um allem zu entkommen?
Wie weit soll ich fliegen
um endlich anzukommen?
Oder soll ich nicht wegfliegen?
Soll ich bleiben und leiden?
Beflügelte Herzen wiegen
schwer, was sie entscheiden.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

DAS GEWICHT DES WEGES

Manchmal fällt ein Gewicht ab
Du fühlst Dich wie freigesetzt
Steigst auf wie aus einem Grab

Wirst in den Himmel versetzt
Für einen Moment schaust herab
Bis die Welt Dich wieder verletzt.

Freunde tun Weh Feinde tun Weh
Der Weg tut Weh. Alles tut Weh.
Geh also einfach Deinen Weg. Geh. Geh.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

GEWICHT

Manchmal spüre ich
das ganze Gewicht des Seins.
Alles Streben, alles Leiden, alles Sehnen
der Welt ist meins.
Alles, was meins ist, ist Deins.
Alles, was wir sind und haben,
stammt von Gott, ist SEINs.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

WAS ANDERE NICHT TIEFER QUÄLT

Was fehlt einem so Großes
was anderen nicht mehrfach fehlt?
Was andere nicht tiefer quält.

Und die, der gegenüber
Er sich beschwerte, hat sich gestählt
und ließ ihre Leiden unerzählt.

Sie hörte zu und tröstete
aber ihr Herz war wund geschält
Und in ihren Augen hat‘s geschwelt

Aber er merkte es nicht
hat sie mit seinem Verlangen gepfählt
und sich mit ihr für eine Nacht vermählt.

Sie ließ sich durch ihn ablenken von
Euch Schmerzen, die ihre Freude täglich stehlt.
Wahrlich: SIE hat ihn ausgewählt.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

WUNDEN BRAUCHEN ZEIT

Ich sah heute einen Mann in Schmerzen
Und bei allem Tröstenden, das ich sprach,
Nahm er es auch Trost suchend zu Herzen,
Ließ sein Leiden trotzdem nicht nach.

Wunden, wie alle anderen Lebewesen,
Brauchen und wollen ihre Zeit voll haben.
Kein Mensch, niemals, kann früher genesen
Als die Frist die ihm seine Wunden gaben.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

ÄRMER TROTZ ETKENNTNISSEN

Viele Menschen werden ärmer werden,
reicher nur an Erkenntnissen.
Manche Länder werden reicher werden,
ärmer jedoch in ihrem Gewissen.

Wie könnte die Zukunft derart werden,
nach all den Menschheitserlebnissen,
daß wir wieder langsam gefangen werden
in den heutigen Geschehnissen?

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

SEUFZER

Und ich hauchte Dir mein Totem ein
Und es war ein Pfahl
Und ich weichte ihn in Deinen Boden ein
Und Du lindertest meine Qual.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

STOLZER SCHMERZ

Holz ist stolz
Sonst würde Holz nicht brechen
Vor lauter Starrsinn
Edelholz
Adelstolz
Es gibt Menschen, die weinen nicht
Es gibt Schmerzen, die reden nicht
Und doch leiden sie.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

BLEIBT DIE LIEBE DIE WAHL

Weißt Du wie viel
Menschen stehen
Unter Obdachlosenzelt?
Weißt Du wie viel Träume
Liegen in zig Gräbern auf der Welt?
Gott der Herr hat sie gezählet
Daß ihm auch nicht eines fehlet
Selbst in tiefstem Leid und Qual
Selbst im dunklen Menschental.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

LEIDEND

Das Leben trachtet
nach meinem Leben,
will mir meinen Freitod
immer noch nicht vergeben,
zwingt mich pausenlos leidend
nach meinen Träumen zu streben
um meine Sehnsucht
zu beweisen nach dem Leben.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung