UNSERE STUNDE

Wie in Mordor oder dem Imperium,
Der Überlegene sieht nur seine Stärke,
Begreift allein seine persönlichen Ziele,
Kennt nur die Macht seiner eigenen Werke.
Die Schwerkraft seiner Arroganz
Hält seine Wahrnehmung der Realität
Auf sich gerichtet, in sich selbst gefangen,
Verpönt Sachlichkeit, verlangt blinde Loyalität.

Verteidiger und Verteidigerinnen
der Menschheit Werte, Ihr werdet gesucht;
Dies ist Euer Kampf zu gewinnen,
Jetzt ist Eure Stunde, ergreift nicht die Flucht
weg von Eueren Tugenden und Werken.
Sehnsucht erfüllt das Herz der Menschheit.
Lebt und gebt Eure größten Störken:
Menschlichkeit, Wahrhaftigkeit, Einigkeit.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

NICHT DAS ERSTE MAL

Die Welt wurde so schnell anders
Wir sind alle noch verwirrt -
Und dennoch. Es ist nichts besonderes.
Die Welt hat sich früher schonmal verirrt…

Und nachdem wir den Schock überstanden
hatten, haben wir uns als Menschen neu erfunden,
und retteten tapfer der Menschheit Schicksal.

Bullys glauben immer an die Macht ihrer Waffen
und unterschätzen den Menschengeist jedes Mal.
Aber auch dieses Mal werden wir es wieder schaffen!

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

ABRUTSCHEN

Hatte jeder obdachlose Mensch
früher mal ein Dach über dem Kopf?
Ging in den Kindergarten, zur Schule,
kannte Familie, Wärme, Mamas Topf?
Spielte mit anderen Kindern sorgenfrei,
träumte vom tollen Erwachsenenleben?
Stellte sich dann stolz und zuversichtlich
deren Herausforderungen und Streben?

Was, wann, wo, warum lief es schief?
Mein bester Freund, Deine Schwester gar.
Ein Vater, Nachbarn, die alte Klassenlehrerin.
Eine tiefe Bindung macht aus uns allen eine Schar.
Dieses Verbindende ist unsere Vulnerabilität -
Sie verpflichtet uns zur wachen Mitmenschlichkeit,
Denn keiner ist ganz sicher vor dem Abrutschen
über den Rand und in die Obdachlosigkeit.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

DIE GÜTE

Verständnis
geboren aus Erkenntnis
weil Deine Schmerzen nicht größer sind
als die Ihren. Du warst nur bisher blind.

Mitgefühl
nicht immer nur kühl
denn sie haben genau so häufig wie Du
versucht, aufzustehen. Der selbe Schuh.

Rücksicht
mit oder ohne Nachsicht
und obwohl Du denkst, Du machst es für sie
gewinnst Du mehr. Das ist der Güte Magie.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

FAIRNESS ALS WIDERSTAND

So schön es ist, dazuzugehören
Wichtiger ist es, Dich immer wehren
zu können
Manche werden Dich nie akzeptieren
Sie werden Dir selbst das Existieren
missgönnen

Sie zu überzeugen ist Zeitverschwendung
Du hast wie sie Daseinsberechtigung
Kannst dem Kampf nützen
Denn sie werden die Regeln beschädigen
Du aber musst diese Regeln verteidigen
die uns alle schützen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

NACHTSONNE GESUCHT

Zeig mir Sonne, wenn ich schlafe
Die Nacht ist zu dunkel für meine Träume
Hundert Monde reichen nicht aus als Waffe
gegen meine düsteren Erkenntnisbäume
Denn ich sehe aufsteigend wieder den Hass
der auf sein Herrenmenschentum besteht
Die Nacht ist finster, der Traum wird blass
Wo ist die Sonne, die nie untergeht?

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

MIT MENSCHLICHKEIT BEGABT

Wir verwechseln Kunst mit Spiritualität,
genauer: mit geistigem Streben,
obwohl nichts im Geistigen höher steht,
als mit gutem reinem Wollen zu leben -
das einfachste und das schwierigste.

So viele Menschen dünken sich
talentfrei, leer und unbegabt -
aber sie denken dies irrtümlich.
Manche sind mit Menschlichkeit begabt,
das einfachste und das schwierigste.

Täglich, ehrlich, mit anonymster Stabilität
hohe Werte zu verkörpern und zu geben:
Das allein ist die ernste Spiritualität;
das ist das aufbauendste geistige Leben,
das einfachste und das schwierigste.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DIE MENSCHLICHKEIT SCHÜTZEN

Es muss schwer sein
menschlich zu sein,
sonst gäbe es nicht so viel Rassismus
unter uns, Menschen.
Sonst gäbe es nicht so viel Volk-Egoismus.
Es muss schwer sein
menschlich zu sein,
sonst gäbe es kein Herrenmenschentum
unter uns, Menschen.
Sonst gälte die Würde eines Menschen
nicht als eines einzelnen Volkes Eigentum.
Und von Generation zu Generation
müssen wir die Menschlichkeit
vor Menschen schützen,
die nur als Rasse, als Volk, als Nation
agieren - mit Sucht nach Herrlichkeit,
Raum und Macht ergreifend mit Hässlichkeit -
aber nicht als Menschen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

SELBSTÄNDIG DENKEN

Und dann, als wären sie selbständige Wesen,
Erheben sich meine Flügel und laufen durch die Luft,
Umschreiben praktisch hochtönende politischen Thesen,
Die zwischen Volk und Gesellschaft liegen wie eine Kluft.
Ich laufe mit und fühle mich an Klarheit genesen -
Klarheit und Mut - und wer nach meiner Art ruft,
Kann sie im Himmel wie Gedichte im Flug lesen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

KEINE HEIMAT

Deine Augen saßen wie tote Steine auf Deinem Kopf
Die waren offen, sahen alles, begriffen nichts
Dieses Unbegreifen angesichts
der Tatsache, daß klopf-klopf-klopf-klopf,
unsere normalen menschlichen Taten
an die Türen Deines Herzes ungehört appellieren,
bewirkt die Weltenwende: wir rebellieren,
geraubt von allen unseren Heimaten.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung