DER ZWANG ZUR ANPASSUNG

Ich kenne die Antwort nicht
Wie liest man eines Fremden Gesicht?
Wann wird Migration zur Integration?
Wann wird Integration zu Assimilation?
Wann wird Assimilation zur Selbstverneinung?
Wann wird Selbstverneinung zur Selbstverbiegung?
Wann wird Selbstverbiegung zum Selbsthass?
Wann wird Selbsthass zum Fremdenhass?
Wann wird Fremdenhass zum Selbstmord?
Wann wird Selbstmord zum geistigen Tod?
Wann wird geistiger Tod zur Lebensnorm?
Wann wird Lebensnorm zur Ausdrucksform?
Sichtbar auf der Gesellschaft Gesicht -
Aber wie liest man eines Menschen Gesicht?

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

EINE GESELLSCHAFT DER MITMENSCHEN

Haben wir gelernt
das Gelernte zu verinnerlichen?
Wer hat den großen Balken
aus eigenem Auge denn schon entfernt?

Gesellschaft. Wie schnell
machst Du aus Mitmenschen fremde Wesen!
Und doch machtest Du einst als erste Fremde
Dir die ganze Welt zur Heimat, universell.

Ein äußeres Auge ist dem Inneren blind
Ein inneres Auge sieht aber das Äußere
Gesellschaft, Du brauchst alle Deine Herzen
Jedes, groß und klein, ist im Herzen Dein Kind.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

TRENNLINIEN

Nie sah ich eine Seele so zweigeteilt
wie die deutsche derweil –
Zwillinge aus einem Ei.

Auf beiden Seiten gute Menschen
getrieben zum Nachdenken
Auf beiden Seiten schlechte Menschen
die sich gegenseitig bösartig bekämpfen.

Ob Migration, ob Corona, irgend ein Rätsel
wird sie immer trennen,
um deutlich zu zeigen, nicht das reimlose
unlösbare Rätsel formt die senkrechte Trennlinie,
sondern Gut und Böse die waagerechte.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

MIGRANTENGENERATIONEN

Erste-Generation-Eltern
gebären Erste-Generation-Kinder
Und diese wiederum Erste-Generation-Kinder

Es dauert lang,
bis die zweite Generation
auf eine erste folgt.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

IM ZEITALTER DER GRENZEN

Die Globalisierung, statt die Grenzen zu öffnen,
Hat sie lediglich näher an einander gerückt
Damit sie sich gegenseitig besser sehen, besser hassen;
Die Spannung macht alle gleichsam verrückt!

Besser wäre es vielleicht, die Grenzen wären noch zu
Und stattdessen die Herzen würden aufgehen
Dann würde jeder uneingeschränkt Eingang finden
In jedes andere Herz – und sich verstehen.

Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung

AFRICA BLEEDING OUT

It is the hope in the eyes
Of the arriving refugee
That breeds the sadness of heart
In the one that welcomes him
For he knows the frustration
That follows and the humiliation
That hollows out…
And the silence.

Knowledge is a heavy burden –
To know that Humiliation is
The highest they will get
And yet they are ready to take it
In the hope of a better life
Makes one sad…
What made Africa do this to itself
And its posterity?

– Che Chidi Chukwumerije.

SCHWER DEFINIERBAR

Erdkund, stolperrund
Blatt Vormund
Migration im Hintergrund
Integration im Vordergrund
Doch diese Stelle … bleibt wund.
Der Bund ist der innere Bund
Unsichtbar und …

– Che Chidi Chukwumerije.

MIGRATORY MAN

Unusual is the hand
That can count backwards
The name of the original land
That birthed its ancestors forwards

Every many generations the slate is wiped clean
You think you are there where you always have been
But most every native is a fruit of some old migrant tree
That forgot its deep roots in some distant ancient century
And some disappeared Country.

– Che Chidi Chukwumerije.