ZWISCHEN SONNENUNTERGANG UND MITTERNACHT

Wenn die laute Stadt leise wird,
nachdenklich, beobachtend,
verlegen, häuslich fast, ein Herd…
Nordend, Westend, Ostend
und Frankfurt-Süd fahren runter…
Die Gemüter, tagsüber so munter,
werden schweigsamer – bunter
werden nur Liebesmut und Dichtergeist.
Weißt Du, wie dieser Moment heißt?
Zwischen Sonnenuntergang und Mitternacht,
wo die Welt schon müde ist aber noch wach,
das Herz schon lächelt aber auch noch lacht,
die Stadt noch vielfältig ist aber jetzt einfach.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

GEDANKENLOS

Du musst mich kurz vor Mitternacht erwischen
Nach dem ich die alten Gedanken
zu Ende gedacht habe
Und die neuen noch nicht angefangen habe
zu denken

Genau dann solltest Du mich treffen.
Alles, was ich in diesem Moment sage
und mache
und von Dir verlange
und Dir anbiete…
ist gedankenlos. Ist echt.
Und gehört nur diesem Moment.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

NACHTBOTE

Die tote Stille deutet darauf hin
Daß es irgendwann ist
Zwischen Mitternacht und Morgenstund
Irgendwo in der Mitte –

In der Stille wenden sich zu mir
Seelenklare Gedanken
Ruhige Vermutungen
Mit der Bitte
Sie ernst zu nehmen
Nicht wieder zu vergessen
Wenn mein Kopf das Kissen erneut berührt und
Ich morgenfrüh diese Stunde vergesse
In der ein Traum mich weckte
Für ein paar Minuten in der Nacht.

Baby schlummert, Mutter ruht
Nachbarn träumen, draußen ist’s still
Jetzt lege ich mich auch schlafen
Und die ganze Welt wird still.

– Che Chidi Chukwumerije.

DES SCHMERZES WEICHERER TEIL

Es ist zwanzig Minuten nach Mitternacht,
Mein Schmerz erwacht
Lehrt mich weiter, wie eine Seele lacht,
Was er begonnen hat letzte Nacht.

Die Sonne wird in sechs Stunden aufsteigen
Den Unterricht unterbrechen,
Meine Tiefsten werden wieder schweigen,
Bis die Schmerzen wieder stechen.

Die Nacht wird fallen von Sternen runter,
Der Schmerz wird weitermachen,
Der Geist wird langsam lichter, bunter,
Der Geist wird schließlich lachen.

– che chidi chukwumerije.