HANAU: MORD REINIGT KEIN LAND

Mord reinigt kein Land
Er beschmutzt es
Ohne Herz kann Hand
Nur Hässliches

Mord einigt kein Land
Er spaltet es
Ohne Empfindung hat Verstand
Nur Totes, Kaltes.

Hanau, wir sind echt, kein Trend.
Reiche mir Deine Hand
Wie ihr Lachen an dem Abend
Bevor es verschwand.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

GELADENE BLÜTEN

Die Welt ist so viel geworden
und so viel weniger geworden –

Bornierte Blicke und kluge
lugen aus verschlossenen Fenstern hervor –
um Vorurteile ordentlich einzuordnen.

Die, die an dem Frieden hängen…
Die, die um den Frieden bangen…
schauen besorgt die mit den Waffen an –
auf große Waffen folgt großes Morden.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DIE SELBSTGERECHTEN

Ein Mörder drückt ab
Aber wir sind natürlich Schuld
Denn wir hielten ihn ja nicht ab
von seiner empörten Ungeduld.

Geladen laufen sie rum
Ängstlich beladen mit Beleidigung
Leicht zum Verladen zum Schaden –
Jede Entgegnung ist eine Einladung.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

ZUSAMMENZUG DER MENSCHLICHKEIT

Wie oft schon
In mahnendem Ton
Sprach ich zu meinen Kindern:

Vor Bus und Bahn
Und an Straßen entlang
Bleibet fern von den Rändern.

Vor unbeabsichtigtem
Schieben, Stolpern, Ausrutschen
Wollte ich sie schützen

Nie dächte ich
Daß absichtlich
Ein Mensch Unbekannten würd schubsen

Deines Bruders Hüter
Deiner Schwester Beschützer
Seid!, möcht ich ihnen nun zurufen.

Deines Nachbarn Wohlsein
Betrachte wie Deins
Und decke ihm seinen Rücken

Wir schließen die Lücke
Vor jeder Heimtücke
Wenn Menschen menschlich zusammenrücken

Neben dem Selbstschutz
Wandert der Nachbarschutz
Keiner kann sich selbst ganz schützen

Wenn Dunkel erwacht
Gewinnt Licht an Macht
Denn wir halten alle zusammen

Möge Gott der Mutter
Der getöteten Tochter
Beistehen – und wir auch. Amen.

Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung