Ich verliebe mich Abend für Abend in die Nacht - Vorspiel Abend Nachtspiel verspielt Da wird viel gelacht Danach nach Mitternacht Nachdenken. Qualitätszeit Mit mir selbst verbracht. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
nacht
VOLL MIT MOND

Der Abend wiegt schwer und liegt leicht auf meiner Nacht, wiegt schwer, weil der Mond, ich beobachtete ihn, und schöpfte Verdacht, der Mond, der Mond ist schwanger - Und jeder, der heute Nacht Dichter spielt, wird zu seinem treuen Handlanger. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
TRÄUMEN
Ich mag es - ich sag es - in der Nacht zu wachen und dabei langsam aufzuwachen Und wenn die Nacht genommen ist, geritten ist und gekommen ist, in den Tag, wie in einen Hafen, wieder einzuschlafen. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
HINTER VERSCHLOSSENEN VORHÄNGEN
Ich öffne meine Seele wenn ich meine Vorhänge schließe Wenn keiner mich sieht bin ich am sichtbarsten Wenn ich verschlossen bin bin ich am durchsichtigsten. Nachts, wenn die Welt dunkel ist sehe ich am klarsten. Keine Stimmen trüben mich Keine Augen bedrücken mich Keine Gedanken belügen mich - Da bin ich am Wahrsten. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DIE NACHT IST LAUT DEM LEISEN OHR
Wie viele Stimmen wohnen im Dunkeln? Die Nacht ist laut dem leisen Ohr und hell wie Tag dem sehnenden Auge; holt mich runter und hebt mich empor. In dieser Nacht reisen Kinder elternlos, fliehen vor Krieg und finden Elend. In dieser Nacht frieren Menschen, obdachlos, manche fast vollständig aufgebend. In dieser Nacht schlagen einsame Herzen, allein oder zu zweit - ist beides gleich. In dieser Nacht wachen enttäuschte Menschen und Hoffnungsvolle, wund und weich. Wir alle werden die Stimmen hören in unseren Seelen, die Nacht am Reden. Hell und laut, doch werden sie nicht stören, ein Trost für jede, ein Trost für jeden. - Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
FAST IMMER ALLEIN
Jeder ist fast immer allein
in fast jeder Menge –
Gleichart ist fast nur Schein.
Abendliche Spaziergänge
am uralten Main –
… gezogen in die Länge.
In die Ferne in den Rhein.
Hinter mir Glockenklänge –
Tiefsinnig ist das Menschensein.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
DURCH DIE NACHT
Ich mag es, durch die Nacht zu fahren.
Es erinnert mich an die Sehnsucht
nach dem Licht.
Ich fürchte mich nicht.
Ich mag es, durch die Nacht zu fliegen.
Es erinnert mich an das Werben
um die Liebe.
Nur die Hoffnung verbliebe.
Ich mag es, durch die Nacht zu träumen.
Es erinnert mich an den Zauber
meiner Jugend.
Verlorene Tugend.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
SCHLAF GUT
Ich denke, wenn ich schlafe
Deshalb schlafe ich so gern
Ich schlafe mit wirren Gedanken ein, und
wache auf mit Klarheit in meinem Gehirn.
Denn Ihr wohnt alle in mir,
die ich einmal gehört hab
Ich brauche nur Stille, Schweigen, Ruhe
um Euch zu hören hinter Eurem Grab.
Da lebt Ihr, wo der Tod tot ist
Wo das Leben schon lange lebt
Und manchmal, wenn ich angeblich wach bin,
habe ich den Eindruck, mein wahres Ich schläft.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
BRÜCKEN BAUEN
Ich die Nacht
Du der Tag
Und es war niemals Abend
Und es war niemals Morgen
Ohne Dämmerung
blieben wir
Du der Tag
Ich die Nacht
uns gegenseitig ergänzend
ohne uns gegenseitig zu verstehen
Wie Menschenrassen, wie Himmel
und Erde ohne Wolken und ohne Regen
Wer gibt wem zuerst
ein Teil von sich?
Der wird auch zuerst
voll und glücklich.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
KÄLTE UND WÄRME
Es naht sich wieder die Jahreszeit,
in der sich die Wärme zurück zieht
tief ins Herz von Mensch und Natur.
Jeder Obdachlose, den man sieht
zitternd da draussen, ist ein Mensch
der in Schwierigkeiten geriet.
Es naht sich wieder die Jahreszeit,
in der der Mensch die Wärme bezieht
einzig und allein aus der Menschlichkeit.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung