Gebärmutter Ich schwanger wieder ich formend wachsend neuerlich in meinem Ich ein neues Ich. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
Neubeginn
WIE FRÜHLING
Ich lasse mich nicht herunterziehen Wäre ich kein Mensch, wäre ich der Frühling Täglich mich hochziehen, mich anziehen Du darfst mir dabei zusehen In mich hineingehen Kraft holen, in die Welt hinausziehen Farbig, färbend, drängend wie Frühling. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
IM ANFANG WAR DAS ENDE
Ich warte auf das Ende und das Ende wartet auf mich Und während wir beide auf einander warten überholt der Anfang das Ende und mich. Konsequenter als das Ende ist der Anfang aller Dinge - Er wartet auf nichts und niemand, hebt an zu singen bevor ich ausklinge. Am Anfang hielt ich stets Ausschau jedes Mal nach dem Ende - Doch jetzt am Ende weiß ich: Der Anfang bringt die Wende, nicht das Ende. Selbst am Anfang achtet aufmerksam nicht auf das Ende, sondern auf den neuen Anfang. Denn das ist der wirkliche Ausgang Und das wahre Ende. Der Anfang ist das Ende. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
LAUTER UND IMMER LAUTER
Mein Neujahr fängt nicht mit Feuerwerk an,
sondern mit Schweigen und innerem Glockenklang –
lauter in meinem Ohr als jeder Gesang –
nicht mit Feiern und Lachen und Reden,
sondern mit Nachdenken und Sinnen –
das, womit ernste Dinge immer beginnen.
Denn die Welt wird lauter und immer lauter,
und Jahr für Jahr frage ich mich subtil,
was sie wohl übertönen will.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
PHÖNIX
Wir brennen mit Liebe
brennen den Wald nieder
wir sind Mensch, ein Phönix
der seine Auferstehung immer wieder
in Liebe sehnend sucht
Jedes Mal, wenn ich dich streichle
ist es erneut Streichholz
ich sehe die Erinnerung in deinen Augen
denn ich zündete deinen Stolz an
du branntest und er schmolz.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
HERR…
Ich danke Dir
Für ein volles Jahr
Das schnell ging und langsam
Gleichsam
Für jede als Gedicht
Getarnte Einsicht
In der Weisheit und der Liebe
Getriebe
Für das Reifen
In meinem Begreifen
Für die Gabe
Einer neuen Aufgabe
Immer wieder
Immer und immer wieder
Für das alte und das neue Jahr
Für das Begegnen und Beseitigen jeder Gefahr
Für Deine Güte, Herr, und Deine Treue
Und Vergebung, nach allem, was ich bereue
Für den Ruf der Ewigkeit
In aller Ewigkeit, in aller Ewigkeit.
– Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
WEIHENACHT
Das Jahr ist anders viel
Anders gelaufen als erwartet
Erhofft. Nur heute kommen
Die selben alten Gefühle wieder
Hoch.
Der Schmerz unerklärlich
Und Nostalgie und Verlust ohne Name
Und es ist alles vorbei –
Nur ich habe überlebt, im einsamen
Loch.
Diese Glocken so uralt, so vertraut
Tröstend, wissend, alles was du
Leidest ist ein wiederkehrender
Glockenklang. Sei stark, sei
Schwach.
Mensch, sei Mensch. Menschen scheiden
Trennung ist euer Schicksal, denn
Ihr müsst euch trennen, um weiter
Zu wachsen. Traure deiner Kindheit nicht
Nach.
Die Seele, die erwacht und lacht
Ihr wird heute Weihenacht.
– Che Chidi Chukwumerije.
