HÄNDE UND AUGEN

Ein Händedruck ist manchmal ein Türknauf;
Drückt der Geist drauf, geht das Herz auf.
Augen und Fenster, da gibt’s keinen Unterschied;
Ein Blick ist Willkommen, ein Blick ist Abschied.
Lange bevor die Worte fallen,
Ohne daß irgendwelche Worte fallen,
Ist zwischen Euch die Entscheidung schon gefallen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

OHNE WORTE

Warum schweigen wir,
wenn unsere Herzen voll sind?
Und reden immer mehr
je leerer wir werden und blind?

Worte waren von jeher
ungenau, unzulänglich, schwach,
nie genug. Doch das Gespür
trifft es in der Empfindung einfach.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

GEGENSEITIGKEIT

Er hatte sich daran gewöhnt
Von ihr nicht begriffen zu werden
Und hatte langsam damit aufgehört
Sein Inneres Betreffendes ihr mit zuteilen –
Probiert es gar nicht mehr
Seine Erinnerung ist sein Herr.

Sie hatte sich daran gewöhnt
Des Nichtverstehens beschuldigt zu werden
Und hat sich darauf eingestellt
Sein nachdenkliches Schweigen als Antwort zu erhalten –
Hilflos und mit Liebe erfüllt
Schweigt sie auch, innerlich aufgewühlt.

Die Jahre kommen und gehen
Wie in unzähligen kleinen Ehen –
Ob wächst das gegenseitige Verstehen
Oder schrumpft es gar?
Es ist nicht mehr, was es war
Doch die Liebe ist unerklärlicherweise noch wahr
Die sie ohne Worte gegenseitig in ihren Augen sehen.

Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung

AUF DEN ERSTEN

Du bist reingekommen
Du hast mir in die Augen geschaut
Ich hab Dir in die Augen geschaut
Und ich wusste.

Nur wusste ich nicht
Was ich wusste.
Jedoch wusste ich es.

Und ich wusste, daß ich es wusste.

Und so
Wie Du mich anschautest…
Wusstest Du auch
Daß ich es wusste.

Und ich wusste
Daß Du es wusstest.

Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung