DIE KUNST DER WANDLUNG

Kann ein Künstler Politiker sein?
Kann ein Regenbogen aus nur einer Farbe sein?
Aus dem Perspektiv der Zukunft gesehen,
welche der Beiden hat sie hervorgebracht?
Liegt in Politik oder Kunst die (Um)Gestaltungsmacht?

Was hat den Menschen je wirklich verwandelt?
In der Art, wie er empfindet, wie er handelt.
Staatsformen oder die schöpferische Kunst?
Das Herz, das Herz, wer kann es erreichen?
Nur der kann es lenken, stärken, aufweichen.

- Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

KURSWECHSEL

Wir laufen wie ein Strom,
biegen um Berge herum –
Jeder Berg war eine Regierung
mit einer eigenen Neigung –
Ne, jeder Berg war eine Neigung
und wir nannten sie bloss eine Regierung –
Denn sie änderten ständig
den Lauf unserer Gedanken und
den Laut unserer Gedichte –
Jede korrigierte ein bisschen unseren Kurs,
geboren aus unserem innigsten Diskurs –
geborgen in unserem Herzen.
Höhen, Tiefen, Fallen, Steigen –
Und so nahm unsere Geschichte
eine Wendung nach der anderen,
ihrer fernen fernen Ziele entgegenfließend
wie ein Strom, geborgen in unseren Herzen,
namens Sehnsucht
namens Entwicklung
namens Menschentum.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

POLITIKBÜHNE

Ich sah vier Politiker –

Als sie die Bühne verließen
verloren sie ihre Masken
Sie redeten von Liebe und Familie
Sehnsucht und Ärger und Natur
Und alle verstanden sie.

Dann bestiegen sie die Bühne wieder
und verloren ihre Gesichter
Sie redeten von Entwicklung und Fortschritt
Klima, Investition und Integration
Und keiner verstand sie mehr.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

ÜBERZEUGUNG

An Tagen wie diesen
wo alle gleichzeitig sprechen –
An Tagen wie diesen
wo Stimmen Regierungen unterbrechen –
An Tagen wie diesen
wo Hochmut und Kleinmut sich rächen –
An Tagen wie diesen ahnt man,
daß Politik vieles aber nicht alles ist
Denn alles ist eine Frage der Überzeugung
Leben und Lachen haben eine Frist
Doch keine Lüge überlebt Deine Überzeugung.

Selbst kleiner ich werde in der Zukunft
meine eigenen Worte und Reime vergessen…
und muß sie mühselig wieder finden –
Wie viel mehr denn ein Machthaber?

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DEMOKRATIE 2.0

Links ist manchmal rechts
Rechts ist manchmal links
Der Weg nach Vorn geht manchmal
weder über links noch rechts

Die Gesellschaft entwickelt sich weiter
Die Politik hinkt hinter her
Irreführende Bezeichnungen
zerren an uns rechts und links

Wir wollen etwas wählen,
was nicht zur Option steht.
Wir wollen etwas sagen,
wofür es kein Wort gibt.
Wir wollen etwas wagen,
wofür kein System existiert.

Wer uns das ermöglicht ,
hat uns die Demokratie gegeben.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

WAS KOMMT AN?

Wie viele Gespräche
münden in einen Koalitionsvertrag?
Oder wie wenige?

Überall in der Gesellschaft wird gesprochen –
Sind das die Gespräche,
die sich dort widerspiegeln?

Überall in der Gegenwart wird gehofft –
Sind das auch die Hoffnungen,
die in der Zukunft sich erfüllen?

Wieviel Gegenwart kommt in der Zukunft an?
Wieviel Gesellschaft kommt in der Politik vor?
Wieviel Wahrheit kommt in Gesprächen rüber?

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

DIE ZWISCHEN GENERATION

Und die Gesellschaft
schwankte zwischen Links
und Rechts, zwischen gerade und
krumm, zwischen Vergangenheit
und Zukunft, zwischen uns und
ihnen, zwischen ‚alle‘
und ‚ein Teil‘, zwischen Sorgen und
Hoffnung, zwischen Zwischen
und Außerhalb…
wie ein Herz am Ende einer alten Beziehung
und vor dem Beginn der nächsten…
– in ihren Augen sind Fragen geschrieben
– in ihrer Seele streiten alte und neue Vorlieben
– in ihren Gedanken ist sie forschend geblieben
– in ihrem Geiste ist sie von Träumen getrieben.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung