WIE SCHWARZ UND WEISS

Wie sehr Schwarz und Weiß
sich voneinander unterscheiden,
hätte ich mir nie vorstellen können,
würde ich nicht dadrunter leiden.

Wäre ich nicht hierher gekommen,
hätte ich in glückseliger Ignoranz
mein ganzes Leben durchgelebt,
verwechselnd Demut mit Arroganz.

Vor allem hätte ich geglaubt,
und geglaubt, alle glauben‘s auch,
daß wir alle gleichsam sind,
gleichwertig jede Sitte, jeder Brauch.

Immer grosser wird die Kluft,
und die Zeit immer länger
beim neuen Treffen sich zu verstehen,
das Miteinander anstrengender.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

KULTURKAMPF

Die Fronten sind verhärtet
Lächelnde Augen eisiger Freundlichkeit
schütteln sich die Hände mit Feindseligkeit
Alles wird einseitig bewertet
Der gleiche Geist tobt blind auf allen Seiten
bringt sich selbst überall täglich zum Leiden
Die Welt wird allseitig gefährdet.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

AN MEINE SCHWARZEN KINDER – (2)

Generationen -
Gegossen in die Abzweigung
sich widersprechender Nationen.
Gefangen im Scheinwerferlicht der Ent-Scheidung.

Gemischte Rassen -
im Blut und/oder im Kopf vermischt.
Beidseitig lieben, was beide Seiten hassen.
In Euch ist mein Licht, das niemals erlischt.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

FILTER DES MISSTRAUENS

So oft stehen zwei Menschen
gegenüber von einander
und zwischen ihnen liegen Welten von
Nationen, Kulturen, Religionen, Ansichten
wie Filter in ihren Augen
während sie Hallo Guten Tag Wie geht‘s sagen
und stundenlang, tagelang,
wochenlang, monatelang, jahrelang,
ja, sogar jahrzehntelang…
mit und neben einander arbeiten…
mit Filtern in ihren Augen, in ihren Herzen.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

BRÜCKEN BAUEN

Ich die Nacht
Du der Tag
Und es war niemals Abend
Und es war niemals Morgen

Ohne Dämmerung
blieben wir
Du der Tag
Ich die Nacht

uns gegenseitig ergänzend
ohne uns gegenseitig zu verstehen
Wie Menschenrassen, wie Himmel
und Erde ohne Wolken und ohne Regen

Wer gibt wem zuerst
ein Teil von sich?
Der wird auch zuerst
voll und glücklich.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

AUSZÜGE AUS MEINEM LEBENSWEG

Ich zog meine schwarze Haut aus
und dadrunter war eine weiße
Ich zog meine weiße Haut aus
und dadrunter war eine rote
Ich zog meine rote Haut aus
und dadrunter war eine braune
Ich zog meine braune Haut aus
und dadrunter war eine gelbe
Ich zog meine gelbe Haut aus
und dadrunter war,
wieder,
eine schwarze.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

TRAUMATA

Hasse
Maße
Straße
Tasse
Lasse
Klasse
Und noch mehr Assen
reimen sich alle auf Rasse
können sie aber nicht ersetzen –
Nichts kann das.

Deshalb schaue ich ein letztes Mal drauf
bevor es aus dem Grundgesetz verschwindet
und ich für immer meine Rasse verliere.
Fühle ich mich nun geschützter?
Oder entblößter?
Verstandener?
Oder missverstandener?
Etwas in mir schaut sich vorsichtig um…
Ich suche schon den nächsten Haken,
bevor ich ihn überhaupt fasse.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

GÄSTE DER NATUR

Wie viele Rassen sind wir?
Wie viele Rassen waren wir einst?
Wie viele Rassen werden wir sein?
Alle rätseln
Runzeln mit der Stirn
Die einen rasten aus
Die anderen ruhen in sich
Und keiner rudert zurück.
Nur die Natur, die Natur wird das regeln.
Die Natur hat Recht.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

AUS GUTEM HAUSE

Du bist schwarz und sie ist weiß
Sie liebte Dich im streng Geheimen
Neugierig, glücklich, süchtig, heiß
Mit viel Lachen und viel Weinen

Du bist schwarz und sie ist weiß
Jetzt ist sie wohl verheiratet
Ihr ist‘s wichtig, daß er nie weiß
Du warst (bist?) in ihr tief beheimatet

Du bist schwarz und sie ist weiß
Hat jetzt hochpolitische Ambitionen
Es käme nicht gut an in ihrem Kreis
Alte Passionen sind neue Sensationen

Du bist schwarz und sie ist weiß
Erinnerungen sind alles, was Du noch hast
Nichts anderes bleibt zurück als Beweis
Wenn Vergangenheit nicht zur Zukunft passt.

Che Chidi Chukwumerije (13.01.2020)
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
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DIE FARBENLEHRE

Farbenlehre.
Farbenaffäre.
Auseinanderscheren.
Die Globalisierung
Als Sozialisierungsfähre
Ist eine einzige Farbenlehre.
Wer hat die Ehre?
Das entscheidet einzig
Und allein die Farbenlehre.

Was lehrt Dir Deine Farbe?
Ist sie Dir Wunde oder Narbe?
Oder Schutzwand oder Antenne?
Ist sie Dein wahres Gesicht?
Erkenne. Benenne. Bekenne.
Verkenne jedoch Dein wahres Ich nicht.
Oder ist sie nur eine Ablenkung?
Eine erzwungene Selbstbeschränkung?
Erzwungen durch die Farbenlehre.

Che Chidi Chukwumerije.
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung