MINDERHEIT

Wie viele sind wir,
die so wenig sind?
Übersehen, wenn wir stehen,
als wäre die Gesellschaft blind.
Angefeindet, wenn wir aufstehen,
ein Leben im Gegenwind.
Sofort erwachsen werden! –
Hier überlebst Du nicht als Kind.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

ES WIRD NOCH LANGE DAUERN

Es wird noch lange dauern
bis Ihr mich anschaut
und nicht zuerst Eure Vorurteile
unterdrücken müsst
um mit mir lächeln zu können

Meine Kinder werden diese Zeilen wiederholen
Ihre Kinder werden diese Zeilen wiederholen
Ich weiß es
Denn auch mein Vater wiederholte sie
und sein Vater vor ihm

Erst dann werden diese Zeilen
nicht mehr wiederholt,
wenn wir nicht mehr da sind zum Anschauen
weil wir weiter gegangen sind
und Euch zurückgelassen haben.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

EIGENART MENSCH

An manchen Tagen bin ich zuerst Schwarz
An manchen Tagen bin ich zuerst Mensch
Nicht nur in meinen Augen
Auch in Deinem Kopf

Manchmal muss ich mich fast daran erinnern,
daß Mensch und Schwarz
sich nicht gegenseitig ausschließen –
Schwieriger ist‘s, Dir das klar zu machen.

Guten Morgen Tag, Du bist zu früh gekommen
Ich lebe für Generationen ungeboren
Und säe Samen, deren Früchte die ernten werden,
für die ich bloß ferne Geschichte sein werde.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

NEUMENSCH

Ich bin hart
wie eine scharfe wunde Kante
und schieb gegen die Grenze einer Klischee
und verschieb Dein Weltbild
einzig und allein durch mein Da-sein.

Wie das Jahr kurz vor Silvester
Wie der Morgen kurz vorm Sonnenaufgang
Wie eine Empfindung, kurz bevor sie Gedanken erweckt
Steht die Welt heute vor Veränderung –
Und WIR sind die Veränderung, Du und ich.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

MENSCH IST MENSCH

Wie wirst Du Deutsch
wenn Du Weiß bist
und nicht weißt,
daß Du Weiß bist?

Wie wirst Du Schwarz
wenn Du Deutsch bist
und nicht weißt,
daß Du Deutsch bist?

Wie wirst Du Mensch
wenn Du nur Weiß bist
wenn Du nur Schwarz bist
wenn Du nur Deutsch bist?

Wie wirst Du Deutsch
Wie wirst Du Schwarz
Wie wirst Du Weiß,
wenn Du nur Mensch bist?

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

MENSCH UND SCHWARZ

Ich bin ein Mensch
Ich brauche keinen anderen Menschen
Der es mir erst zugestehen muß
Bevor ich es verkörpere und auslebe
Ich bin ein Mensch

Anfeindungen wegen meiner schwarzen Hautfarbe
Beweisen nur, daß die Anfeindenden
Krank sind und verbogen
Und Angst vor der eigenen inneren Kleinhieit haben
Sie brauchen jemanden zum Unterdrücken

Nicht mich.
Du kannst mich körperlich töten
Körperlich brechen, finanziell schwächen
Meinen Ruf heimtückisch schaden
Doch Du bleibst ein Narr und ich ein Star

Und immerdar.
Ich bin ein Mensch.
Selbstverständlich. Ungebrochen. Unbeugsam.
Vergiss es. Ich werde Dich besiegen.
Ich bin ein Mensch.

Che Chidi Chukwumerije
30.07.2020 (22:35h)
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

MEHR ALS FARBE

Anonym und incognito sein
Unsichtbar
Nicht extra und ständig wahrgenommen
Zu werden
Habe ich erkannt
Ist wertvoller als Silber und Gold.

Ist Schwarz eine Farbe?
Ich denke nicht.
Schwarz muß mehr sein, als nur Farbe
Es ist bestimmt was Anderes, das anzieht
Und abstoßt und Raum nimmt –
Sonst macht das alles keinen Sinn.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

UNGEBROCHEN

So Dunkel war es noch nie
In meiner Erinnerung
Und ich bin Schwarz

Ertrug schon immer Xenophobie
Ungebrochen
Als wäre mein Blut aus Harz.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

EBENBILD

Meine Hautfarbe ist wie ein Magnet
der heimliche Blicke zieht…
Sind die Blicke deshalb so dunkel
weil meine Farbe dunkel ist?

Meine Haare sind Magnetstreifen
die meine Daten gespeichert halten –
Erscheine ich Euch so unleserlich
weil meine Haare so anders sind?

Mein Eigentum ist ein schwarzes Loch
das Neid und Gier anzieht;
Greift Ihr so gerne und listig nach ihm,
weil der Schwerkraft leicht zu erliegen ist?

Wer behauptet, es hat sich alles geändert
weil das jetzt eine neue Generation sei,
der ist entweder blind oder er lügt. –
Das Bild passt sich der Ebene zeitlich an.

Die neue Generation ist der alten
ihr Ausdruck und ihre klare Aussage
und, wenn sie sich ertappt fühlen,
ihre empörte Ausrede.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

SCHÜSSE AUF KARAMBA DIABY’S BÜRO IN HALLE

Schüsse auf die Demokratie
Grüße von der feigen Partei
aus dem Untergrund
Weit unter dem Grundgesetz
Es gibt einen Grund warum
die Gesellschaft einst befreit wurde
von der Herrschsucht der Selbstsucht.

Einschusslöcher in die freie Gesellschaft
Einwegdenken-Motto:
Wir rühren uns nicht vom blinden Fleck
Jenseits vom Grundgesetz,
dem Auffänger und der Schutzhülle
der durch Leid gewonnenen Idealen
einer neuen Menschheit.

Schüsse!
Wachruf an die Wächter der Idealen
Die Schützer des Hohen Traums
Die sich Erinnerer des gestrigen Alptraums
Die Unvergifteten
Die Begreifer des Wertes des Grundgesetzes
Die Torwärter einer menschlichen Zukunft.

Che Chidi Chukwumerije (16.01.2020)
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
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