EINBLICK

Jeder Blick
ist Einblick
ins Seelenleben
und Geistesgeschick

Im Augenblick
wütet Sturm und Beben
Im Innenleben.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

NACH DEM STURM

Immer
Nach dem der Sturm gewütet hat
Immer
Nach dem der Sturm sich gelegt hat
Immer
Ist es darnach so
Als wäre überhaupt nichts passiert
Immer
Ist es darnach so
seltsam still… sterilisiert… saniert.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

VERSTECKT SEIN

Sie zeigen alle Haut
zeigen keine Seele
Die Oberfläche
hat uns die Tiefe geklaut.
Schön ist die Blume,
heilend ist das Kraut
Sein Versteckt-sein zählt
zu seinem höchsten Reichtume.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

SEELEN REDEN

Hinein hören
in die Seelen der anderen
ist hinein hören
in die Chöre der eigenen Seele

Ist schweigen
und auf Sich wirken lassen
Ist im Schweigen
Liebe und Haß erfassen mit der Seele.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

EIN ERHOLSAMER SCHLAF

Die Müdigkeit durchdrang meine Knochen
aber sie schonte meinen Geist, zum Glück.
Mein Körper schlief lang und beim Erwachen
kehrte meine Seele aus Traumwelten zurück.

Ich habe Liebe gefühlt und Mut gerochen,
traf mich mit als Weinen getarntem Lachen,
erhielt geistiges Brot als erstes Frühstück.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung

HINTERLASSENE GEDANKEN AM MEER

Bevor die Menschen kamen
wohnte das Schweigen hier
verschönert durch den Vogelsang
und das blaugrüne Meer…
- der Strand war nicht leer

denn ich traf Gedanken hier
die Andere schon vorher dachten
die vor mir auf dieser Bank saßen
und weinten und lachten…
- sie wollten die See beobachten

doch blickten sie in die eigene Seele
und sahen dadrinnen viel Meer
viel Leichtes, viel Schweres
und hinterließen starke Emotionen hier..
die auf Andere wirken werden immermehr.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

NACKTE AUGEN

Manchmal, nach dem ich in nackte Augen
geschaut habe, wünsche ich, ich hätte
es nicht getan, denn dieses Saugen, Aufsaugen
in die raue Emotionen dahinter ist wie eine Kette,
die mich an urtiefe Abgründe bindet,
wo der wahre Mensch sich wiederfindet.
Wo der Mutige seine Ängste überwindet.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

UNSTERBLICHKEIT

Die Welt passt problemlos
in jedes Herz rein
Ist aber selbst viel zu klein
für das Herz. Groß

Ist die Sehnsucht nach Ewigkeit.
Diese sterbliche Welt allein
birgt unmöglich so viel Lebendigkeit.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

WAS KOMMT DANACH?

Was kommt danach?
Wie sieht es aus?
Ich habe es vergessen.

Sicher gibt es Seen und Matten
und Berge und Bäume und Menschen -
Aber gibt es Palmen und Zypressen?

Wenn ich mich recht erinnere
gab es bei Durst Schönheit zum Trinken,
und bei Hunger Wahrheit zum Essen.

Ich seh einen Hain und eine Bank,
vage, unscharf, aber mich dünkt‘s,
ich habe dort schon mal gesessen.

Ich sehe auch das Gesicht
eines Menschen, er sitzt neben mir.
Aber wessen Gesicht ist das? Wessen?

Ein guter Freund, ich spüre es.
Von vor langer langer Zeit. So lange her,
ich kann es mit Verstand nicht messen.

Nur seelisch spüren. Ein Ort der Güte,
wo die Geister sich gegenseitig
nur Gutes aufs Gemüt pressen.

Was kommt mir nach der Erde,
nach Nigeria und Deutschland,
nach Biafra und Lagos und Hessen?

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

JEDE NACHT

Gute Nacht
Die Seele lacht
Lautlos und sacht
Sie hat die Macht
Jede Nacht.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung