Eines habe ich gelernt - Um dazu zu gehören musst Du viel einstecken musst Du ecken und stören und die Gleichart selbst erwecken. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der deutschen Dichtung
sich selbst sein
DU BIST NICHT ANDERS
Du bist nicht anders Du bist Du Die anderen sind anders Du bist Du Bleibe Du Du bist nicht komisch Du bist Du Du bist nicht besonders Du bist nicht ideologisch Du bist nicht divers Du bist Du Die anderen sind anders Jeder Mensch ist besonders Besonders sich selbst Besonders ich Besonders Du. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
MENSCHENBAUM
Menschenbaum, was verbirgst Du da?
Deine Narben? Deine hässlichsten Äste?
Menschenbaum, was schirmst Du da?
Deine geheime Seite ist Deine Beste.
Sie rührt unser Gewissen
und lässt uns wissen:
Du und wir sind ähnlich zerrissen.
Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
GEDULDIG MIT ERLEBEN
Zu einem Menschen ohne Geduld kannst Du nicht sagen Hab Geduld Zu einem Menschen mit Angst oder Wut kannst Du nicht sagen Hab keine Angst oder hab keine Wut Was Du hast, hast Du Was Du nicht hast, hast Du nicht Nur durch Erleben lernst und wächst Du, Durch Worte allein nicht. Lass die Ungeduldigen ihre Ungeduld erleben Lass die Ängstlichen ihre Angst erleben Lass die Wütenden ihre Wut erleben - Ohne Sichselbstsein kein wahres Erleben Erleben und die Rückwirkung wieder erleben Eine Schule ist das Erdenleben Ohne Erleben kein Werden, kein Leben. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
EINFACH SEIN IST EIN FACH FÜR SICH
Niemand kann mich so gut tun wie ich. Alle anderen tun nur sich und nennen es mich. Aber nur ich kann mich tun - richtig und gut tun. Einfach sein ist ein Fach für sich, Du kennst und kannst nur Dich. Der Sonnenaufgang kann nimmer des Sonnenuntergangs Schimmer wiedergeben. Sich selbst sein, das Einfachste in der Natur, ist das Schwierigste in der Kreatur. Denn sich selbst sein ist anders sein als die schützende Gleichart manchmal, und andermal gleich sein mit Normal. Che Chidi Chukwumerije Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
VERÄNDERUNGEN
Heute schaute ich zurück
Wie ein Baum auf einem Hügel
Hinter mir waren mehrere Gipfel
Auf jedem Stand ein Baum
Schwer fiel es mir, zu begreifen,
daß ich mal alle diese Bäume war
Schwer fiel es mir zu begreifen,
wie Menschen sich so völlig ändern
Und dennoch kam in jedem Augenblick
Mein ehrlich wahres Selbst zum Ausdruck.
– Che Chidi Chukwumerije</em>
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung
ERINNERUNG
Sie hat gelernt
Gestern zu vergessen
Sie hat gelernt
Gestern kehrt immer wieder zurück
Sie hat gelernt
Wenn sie gestern vergißt
Begegnet sie ihm unvoreingenommen
Ohne Vorurteile oder Vorerwartungen
Mit frischem freiem frohem Geist
Als wäre er der Fremde, der er ist
Heute.
Immer anders, immer neu.
Und so, wie gestern sich täglich verändert
Verändert sie sich auch
Gestern war sie anders
Heute ist sie wieder anders
Morgen wird sie es auch sein –
Dennoch bleibt sie immer
Der selbe Mensch
Der sie gestern bereits war.
Sie kann sich vergessen
Wird sich aber trotzdem wiederholen –
Und jede Wiederholung
Ist ein erneutes Sich-Erinnern.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
DAS JAHR DER DEUTSCHEN SICHTUNG
Ich weiß
Es klingt widersprüchlich
Auch ich hätte es nie geglaubt
Nie gedacht
Nie begriffen nie verstanden
Nie erklären oder begründen oder
Beweisen können
Bis ich es in mir entdeckte
Wo es nicht nur tief und fest steckte
Sich versteckte, könnte man fast sagen
Sondern wo es immer war
Der Auferweckung harrend
Dem wiederbelebenden Ruf folgend
Zum Etwas Sein, was ich schon immer war
Und bin und sein werde
Ob ich es weiß oder nicht
Verstehe oder nicht
Will oder nicht:
Deutsch. Und Schwarz. Gleichzeitig.
Mich umbringen wird es nicht töten
Mich ausgrenzen wird es nicht beseitigen
Mich ausweisen wird es nicht verbannen
Mich ignorieren wird es nicht abhängen
Mich verteufeln wird es nicht verbrennen
Mich verneinen macht es nicht ungültig
Denn es bejaht sich in mir täglich:
Deutsch. Und Schwarz. Gleichzeitig. Sein.
Ohne wenn. Ohne aber.
Frag mich nicht warum.
Es ist einfach so.
Tinte verschwindet, Papier vergilbt
Blut zerrinnt und Fleisch ist schwach –
Doch der Geist ist stark und überlebt
Und kennt und geht immer seinen Weg.
Mich säubern bringt nichts
Denn Schicht unter Schicht unter Schicht
Bleibe ich:
Deutsch. Und Schwarz. Gleichzeitig.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
LEICHT SCHWIERIG
Es ist schwierig
In schwierigen Zeiten
Schwierig zu bleiben
Wenn schwierig Deine Art ist
Denn das macht alles nur noch schwieriger
Leichter wäre es
Leichter zu werden
Leichter werden
Fällt Dir aber schwierig
Also bleibst Du schwierig
Was Deinen Weg schwierig macht
Dich aber leicht
So leicht
Daß Du jeden Weg leicht gehen kannst
Auch die schwierigsten.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
STEHEN
Ich ziehe auf mich
Tatsächlich noch Blicke
Verschiedenartigen Inhaltes
An denen ich ersticke
Sauerstoffmaske
Läßt mich noch grotesker aussehen
Doch Opferrollen
Sind mir fremder als mein Aussehen
Man steht, wenn man geht
Man geht, wenn man steht
Man gewinnt, wenn man verliert
So lange man sich nicht verliert
Und Achtung wird angezogen
Nicht anerzogen, sondern geweckt
Denn mein Geist war ausgezogen
Und stark zu werden ist mein Zweck.
– Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung
