WIR HINTERLASSEN IMMER SPUREN

Ich sitze hier jetzt seit einer Weile
und versuche mein Herz zu verstehen
Es malt viele Bilder, langsam, ohne Eile
und dennoch mehr als ich je gesehen
aber heute ist nichts besonderes geschehen

Ich sprach wie immer mit etlichen Fremden
und sah dabei in unzählige Augen
in Blicken gefangen wie Körper in Hemden
die schützen wollen doch nur dazu taugen
gegenseitig zu suchen, zu flehen, zu saugen.

Und lang nach dem ich wieder alleine bin
lebt noch ein Teil von jedem in mir -
Begegnungen tief sind des Lebens Sinn
Ob kurz oder lang ich öffne mich DIR
Jedes Ich ist ein Teil von unserem großen Wir.

Che Chidi Chukwumerije
Im Jahrzehnt der Deutschen Dichtung

GREIFBARE GEDANKEN

Spürst Du auch die Gedanken
Der Menschen, die sehnsuchtsvoll
An Dich denken?

Spürst Du auch die Gedanken
Der Menschen, die feindselig
An Dich denken?

Spürst Du auch die Gedanken
Der Menschen, die neugierig
An Dich denken?

Was Du spürst, ist die Art und Weise
Wie leise leise und weise weise
Die Schöpfung alles hört und alles weiß
Und alles weitersagt, ohne Beweis.

Lang bevor es das Internet
Der Dinge als Erfindung
Gab, gab es das Internet
Der Gedanken und Empfindungen.

Che Chidi Chukwumerije
2019: Das Jahr der deutschen Dichtung

GESCHICK

Freunde finden Dich
Feinde auch
Höre auf das Gefühl
In Deinem Bauch

Freunde finden sich
Mit einem Blick
Ein Blick reicht immer
Zum Pech und zum Glück.

– Che Chidi Chukwumerije
2019: Mein Jahr der deutschen Dichtung

FLEDERMAUS

Egal, was du jetzt sagst
wirst du es bereuen
drum sag es geradeheraus
die Reue wird dich befreien

Wir befinden uns im Blindflug
die Empfindung navigiert,
ein Augenblick des Zögerns
und schnell bist du verführt

Doch alles was du sendest
kehrt postwendend zurück
deinen Kurs korrigierend –
keinen Zufall bei Pech und Glück

Mir fehlt sehr oft die Klarheit
die Antworten habe ich nicht
doch selbst im tiefsten Nachtflug
spüre ich stark das Licht.

– Che Chidi Chukwumerije.

2029: Mein Jahr der deutschen Dichtung
Ganz nebenbei, falls es jemanden interessiert oder einer sich fragt, was ich da so tue: Ich werde dieses Jahr täglich auf Deutsch dichten und auch posten in meinem Blog http://www.chechidi.me und auf Facebook und an anderen Stellen vielleicht auch. Wer will, darf gerne kommentieren, bewerten, sogar Wünsche äußern. Der Grund, warum ich das tue, ist ganz einfach. Es fließt gerade.
– Che

EMPFANGEN

Manchmal kann man einen Menschen
Nach nur einer Begegnung viel besser verstehen
Als nach zehn Treffen

Wie manch ein Zaubergedicht, dessen Bedeutung
Man beim ersten Lesen voll und ganz tief empfing

Und bei weiterem Lesen
kompliziert und mühsam selber
Versucht,
gewaltsam denkend
dem Gedicht abzuringen

Vergebens.

– CHE CHIDI CHUKWUMERIJE.

OMEN

Manchmal liege ich namenlos da und weiß nicht, wer ich bin. Und bin glücklich.

Ich rufe mir alle Namen ins Gedächtnis, die ich jemals hieß oder noch heiße, im Spaß und im Ernst, doch – merkwürdig – keiner von ihnen trifft zu.

Ich habe mich daran gewöhnt, mich an meinen eigenen Namen nicht mehr erinnern zu können.

Vielleicht habe ich dadurch die Möglichkeit, wirklich Ich zu werden, Ich zu sein, mich (wieder) zu finden und zu erkennen – nicht im Namen nur, sondern tatsächlich im Wirken.

– Che Chidi Chukwumerije.